Richtfest für das Zentrale Kunstgutdepot in Potsdam
Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg feiert Richtfest für ihr Zentrales Kunstgutdepot in Potsdam.
Visualisierung des neuen Zentralen Kunstgutdepots der SPSG in Potsdam. Foto: Staab Architekten, Berlin
Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) hat am 9. März 2017 das Richtfest für den Neubau ihres Zentrales Kunstgutdepot (ZED) auf dem Grundstück Friedrich-Engels-Straße 78 am Potsdamer Hauptbahnhof gefeiert. Im Beisein von Herrn Ministerialdirektor Dr. Günter Winands, Stellvertreter der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, dem Architekten Volker Staab aus Berlin und dem Generaldirektor der SPSG, Herrn Prof. Dr. Hartmut Dorgerloh, wurde die Richtkrone aufgezogen. Der Grundstein für das Gebäude auf dem Areal des ehemaligen Reichbahnausbesserungswerks Potsdam war im Juli 2016 gelegt worden.
Das ZED ist das letzte Projekt im Rahmen des Sonderinvestitionsprogramms für die preußischen Schlösser und Gärten (Masterplan), das der Bund (Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien) sowie die Länder Brandenburg (Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur) und Berlin (Senatsverwaltung für Kultur und Europa) für die Jahre 2008 bis 2017 zur Rettung bedeutender Denkmäler der Berliner und Potsdamer Schlösserlandschaft aufgelegt haben. Die für das ZED veranschlagten Bruttogesamtbaukosten belaufen sich auf ca. 12 Millionen Euro. Die Fertigstellung ist für Ende 2017 vorgesehen.
Optimale Bedingungen
Im ZED sollen ab 2018 Kunstgüter zusammengeführt werden, die bislang noch auf sieben Depotstandorte verteilt sind. Der Neubau wird sowohl optimale konservatorische Bedingungen für das Kunstgut bieten als auch den hohen Sicherheits- und Brandschutzanforderungen entsprechen. Räume für Konservierungs- und Forschungsarbeiten sowie Bereiche mit Spezialfunktionen (wie z. B. Quarantäneraum, Akklimatisierungsraum und Stickstoffkammer) werden die adäquate wissenschaftliche und restauratorische Betreuung der Bestände ermöglichen.
Orientierung für die Auswahl der Baustoffe und die Planung einer Energie und Ressourcen schonenden Betriebstechnik (Passivdepot) war der vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau- und Reaktorsicherheit (BMUB) herausgegebene Leitfaden „Nachhaltiges Bauen“.
Streng funktional
Der vom Berliner Büro Staab Architekten vorgelegte Entwurf trägt der gewünschten Funktionalität ebenso Rechnung wie dem Konzept des Passivdepots. Unter Beachtung der durch die SPSG festgelegten klimatischen Bedingungen – mit exakten Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen in den Sammlungsbereichen – soll der Gesamtenergiebedarf des Gebäudes stark reduziert werden.
Errichtet wird ein strenger zweigeschossiger Baukörper ohne Unterkellerung, der Höhe und Tiefe der historischen Bestandsbebauung aufnimmt und straßenseitig mit den Nachbargebäuden bündig abschließt. Die Bruttogeschossfläche beträgt 5.800 m², die Nettogeschossfläche ca. 5.100 m². Im orthogonalen Grundriss sind die funktionalen bzw. flexiblen geometrischen Raumanforderungen sowie Möglichkeiten für spätere Umnutzungen berücksichtigt. An der Südseite mit dem Eingang ist eine Metallfassade vorgesehen, für die drei anderen Fassaden wird silbergrauer Klinker verwendet. Die langen Flächen werden durch die sich wiederholende Anordnung der Entrauchungsklappen (Fenster), die vertikalen Entwässerungslinien sowie durch die Abfolge der Sheddach-Giebel rhythmisiert und gegliedert.
Das ZED wird als Massivkonstruktion in Stahlbetonskelettbauweise realisiert. Tragende Bauteile wie Stützen, Wände, Decken und Dachflächen werden in Beton ausgeführt, nichttragende Wände hingegen in Mauerwerk oder – in Nebenräumen – in Gipskarton. Erschlossen wird das Haus über zwei Treppenhäuser und einen Aufzug. Die 84 cm dicken Außenwände sollen als Speichermasse für eine hohe Klimakonstanz im Inneren sorgen. Das Depot wird hauptsächlich über seine Baumasse temperiert. Dabei werden etwaige Abweichungen von den Klima-Sollwerten zunächst über eine Temperatursteuerung geregelt. Sollte diese bei extremen Wetterlagen nicht ausreichen, ist eine Vollklimatisierung möglich. In den Depotzellen werden drei verschiedene Raumklimata etabliert, deren Temperatur- und Luftfeuchtigkeitswerte auf die jeweiligen Kunstgüter abgestimmt sind.
Planer
Die Tragwerksplanung und die technische Gebäudeausrüstung sind die Dresdner Ingenieurbüros Mathes bzw. IPRO verantwortlich. Die Medienverlegung und Außenanlagenplanung hat das Potsdamer Büro Merkel Ingenieur Consult konzipiert.
Die Baustelle
Den Rohbau hat die Firma Hoch-, Tief- und Industriebau (HTI GmbH) errichtet. Zum Zeitpunkt des Richtfestes sind folgende Bauteile bereits fertig gestellt:
- Rohbau aus Stahlbeton und Mauerwerk aus Kalksandstein
- Dachabdichtung aus Bitumen-Schweißbahn
Zu Beginn des Jahres startete die Fertigung und die Montage der Entrauchungsfenster auf der Ostfassade. Sobald es die frostfreie Witterung zulässt, setzen die Klinkerarbeiten an der Fassade sowie die Dachklempnerarbeiten ein. Der Innenausbau hat planmäßig Anfang Februar 2017 begonnen. Derzeit erfolgen die Grundinstallationen der technischen Gebäudeausrüstung. In Kürze starten der Einbau der Stahl-Innentüren, Putzarbeiten und Betonbodenarbeiten.
Beteiligte Firmen
- Fa. HTI – Greussen GmbH: Rohbau
- Fa. K & S Industrieservice GmbH: Dachklempnerarbeiten
- Fa. IHB Potsdam GmbH: Klinkerarbeiten
- Fa. MFB-Schmidt e. K.: Metallbau Fenster
- Fa. ER + TE Stahl- und Metallbau GmbH: Stahltüren innen
- Fa. Völkl Eisenhüttenstadt GmbH: Sanitär-, Heizungs-, Medienverlegung
- Fa. Reima & Co GmbH: Installation Lüftungsanlage
- Fa. Bauer Elektroanlagen GmbH: Installation Starkstrom
- Fa. MTG Kommunikations Technik GmbH: Installation Schwachstrom
- Archibald Regalanlagen GmbH & Co KG: Regalanlagen
Das Kunstgut
Im ZED werden künftig Kunstobjekte aus organischen (z. B. Holz, Textil) und anorganischen (z. B. Metall, Glas) Materialien aufbewahrt. Sie sind in Sammlungsgruppen wie Gemälde, Rahmen, Möbel, Uhren, Textilien, Musikinstrumente, Metall, Glas, Porzellan oder Beleuchtungskörper zusammengefasst. Die Bestände stammen zum Großteil aus den Schlössern und Kunstsammlungen des brandenburgisch-preußischen Hofes. Dazu gehören auch evakuierte Ausstattungen aus Schlössern, die im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden. Hinzu kommen noch Objekte aus brandenburgischen Schlossbergungen, die im Zuge der Bodenreform durchgeführt wurden.
Das Sonderinvestitionsprogramm (Masterplan)
Mit dem Sonderinvestitionsprogramm (Masterplan) retten der Bund sowie die Länder Berlin und Brandenburg bedeutende Denkmäler der Berliner und Potsdamer Schlösserlandschaft vor dem Verfall. Das Abkommen sieht vor, dass die SPSG bis 2017 insgesamt 155,03 Millionen Euro in die Wiederherstellung nationaler Kulturgüter zusätzlich investieren kann. Der Bund trägt 77,5 Millionen Euro (50 Prozent) bei, das Land Brandenburg 53 Millionen Euro (2/3 von 50 Prozent) und das Land Berlin 24,53 Millionen Euro (1/3 von 50 Prozent).
Seit 2008 hat die SPSG ca. 140 Millionen Euro verausgabt, das entspricht 84,8 Prozent der Gesamtsumme von 165 Millionen Euro (inkl. Sondermittel). Im Jahr 2017 wird die SPSG vo-raussichtlich 25 Millionen Euro (inkl. Sondermittel) in die Masterplanprojekte investieren. Die Sonderinvestitionsmaßnahmen kommen allen großen Häusern der Stiftung zugute.