Kultur

Gotisches Haus wird klimaneutral

Museum wird künftig mit Erdwärme beheizt – 150 Meter tiefe Erdsonden.

Durchblick in den Keller: Beim Baustellenrundgang begutachten OB Alexander Hetjes (links) und Museumsleiterin Dr. Ursula Grzechca-Mohr (rechts) im künftigen Museumscafé die neue Öffnung für den Treppenabgang – der auch als zweiter Fluchtweg dient. © Jochen Reichwein

 

Bad Homburg – Eliza hätte vermutlich ihre Freude gehabt. Das Schlösschen im Tudorstil, das die Landgräfin vor annähernd 200 Jahren am Waldrand errichten ließ, damit Jagdgesellschaften darin speisen konnten, wird derzeit wieder so hergerichtet, wie sie es sich gedacht hatte. Vor knapp zwei Jahren zog das städtische Museum in einem Mega-Umzug hier aus; das Gebäude wurde entkernt, Wände und Zwischendecken wurden entfernt.

Jetzt beginnt die eigentliche Kernsanierung. Die Baustelle ist umzäunt, alle Fensterscheiben sind entfernt und die spitzbogenförmigen Öffnungen mit Sperrholz verschlossen. Der Rohbau sei mit leichten Verzögerungen im Zeitrahmen, erklärt Enzo Spadano, Leiter der Abteilung Hochbau im Rathaus. Schwierig gestalte sich derzeit die Vergabe einzelner Handwerksgewerke, etwa Elektro. Stockt es hier, kann nicht weitergebaut werden. Wegen der aktuellen Baukonjunktur sind die Firmen stark ausgelastet; zudem sind Materialien nicht oder nur zu überhöhten Preisen verfügbar.


Handwerkermangel gefährdet Zeitplan

OB Alexander Hetjes (CDU), der sich bei einem Baustellenrundgang ein Bild von der Lage machte, hofft, dass das Museum wie geplant im April 2023 wiedereröffnen kann – genau 200 Jahre nach der Grundsteinlegung. „Es wäre noch zu schaffen“, glaubt Spadano. Auch am Budget, das von einst geplanten 8,5 Millionen auf inzwischen 9,3 Millionen Euro geklettert ist, könnte sich noch etwas ändern.

Ein Teil der Kosten könnte aber über Zuschüsse finanziert werden. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) beteiligt sich mit 580 000 Euro an der Sanierung, weil das Gebäude nicht mehr mit fossilen Brennstoffen, sondern mit Erdwärme geheizt werden soll. „Wir bauen Wärmepumpen ein“, erläutert Projektleiterin Heike Dumke-Kanuma. Das entspricht 30 Prozent der eigentlichen Kosten. Durch Probebohrungen weiß man, dass Geothermie in Dornholzhausen möglich ist. So werden in Kürze hinter dem Haus und linkerhand noch 14 Erdsonden jeweils 150 Meter tief ins Erdreich versenkt – dort, wo Behinderten-Parkplätze und der Außenbereich des künftigen Cafés geplant sind. Später werde davon nichts mehr zu spüren sein, sagt Spadano. Dank der Geothermie kann das Gebäude im Sommer auch gekühlt werden, und die Räume werden effizient gelüftet, was wiederum für die Kunstwerke wichtig ist.


Spitzbogenfenster nicht mehr geteilt

Das Café selbst wird zugleich der Eingang ins Museum sein – und der wird um die Ecke versetzt und gegenüber der Bushaltestelle liegen. Am Tresen wird man sich ein Ticket kaufen können und dann zum Rundgang durch die Ausstellungsräume starten. Außer der Haupthalle in der Mitte des Gebäudes sind das weitere Räume im ersten Stock. Da finden auch die Museumspädagogik und ein Depot Platz.

Einen Trick wenden die Architekten bei den Fenstern an. Sie werden von innen durch Wände verschlossen – von außen werden sie aber wie gewohnt zu sehen sein, sogar schöner, heißt es. „Wegen der Zwischendecken sah man früher abends von außen oft nur den oberen oder unteren Teil erhellt“, erzählt Museumsleiterin Dr. Ursula Grzechca-Mohr. Lampen werden künftig sämtliche Spitzbogenfenster erleuchten – Markenzeichen des Gotischen Hauses. Für die originalgetreue Gestaltung der Außenfassade erteilt das Landesdenkmalamt einen weiteren Zuschuss in Höhe von 25 000 Euro.

Nach innen dagegen wird kein Licht dringen. „Dann können wir endlich auch lichtempfindliche Grafiken zeigen und auch mal was aus anderen Sammlungen ausleihen“, freut sich Grzechca-Mohr. Das scheiterte bisher auch an der fehlenden Klimaanlage. Klimatisiert werden aber nur einzelne Räume – wegen der offenen Architektur des Hauses, wäre das sonst Verschwendung.

Vor allem das künftige Café dürfte ein Ort mit viel Besucherverkehr werden. In dem länglichen Raum, der einst das Hutmuseum barg, entstehen Treppenabgänge in den Keller zu den Toiletten und in den ersten Stock zu den weiteren Räumen. Oben wird es eine Galerie geben mit stilisierten Spitzbögen, durch die man ins Café schauen kann.

Die Museumsleiterin plant vorsichtig. „2024 werden wir drin sein“, prophezeit sie. Zur Eröffnung plant sie zunächst eine Ausstellung nur in der elf Meter hohen Haupthalle. Die restlichen Räume sollen ihre Baufeuchtigkeit verlieren – und erst mal für sich wirken.

Fensterlaibungen aus Sandstein liegen im Obergeschoss – sie werden noch verbaut. Die Öffnungen werden von innen verschlossen. © Jochen Reichwein
Für die Hebeanlage wurde im Keller eine drei Meter tiefe Grube ausgehoben – daneben werden barrierefreie Toiletten untergebracht. © Jochen Reichwein


Horex-Museum könnte Mitte Juni wieder aufmachen

Auch beim Hore-Museum im Gewerbegebiet Mitte gibt es Neuigkeiten. Dort befinden sich die 40 000 wichtigsten Exponate der städtischen Kunstsammlung – die Museumsleiterin und ihr Team haben dort auf engstem Raum ein Schaudepot erschaffen. Dieses ist allerdings seit dem Frühjahr geschlossen, nachdem es im Winter im Keller des Gebäudes zu einem Schimmelbefall gekommen war. Ein Sturm Ende Januar trieb die Schimmelsporen nach oben. Somit ist die Kurstadt seither „museumslos“. Doch inzwischen wurden alle Sporen von den Kunstwerken beseitigt. Das musste von speziellen Restauratoren gemacht werden, die auf die einzelnen Kunstgattungen spezialisiert sind. Einzig die Metall-Objekte müssen noch gesäubert werden. Dr. Ursula Grzechca-Mohr hofft, das Museum wie geplant Mitte Juni wiedereröffnen zu können.

 

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