Kultur

Für ein nachhaltiges Kulturerlebnis

Museen sind sowohl von der Klimakrise betroffen als auch Teil des Problems. Welche Änderungen sind innerhalb und außerhalb der Ausstellungen für ein nachhaltiges Kulturerlebnis nötig? Welche Ansätze gibt es bereits?

 

Das Britische Museum in London

 

Der voranschreitende Klimawandel und die damit einhergehende Klimakrise betreffen die Gesellschaft in allen Aspekten. Ein in diesem Kontext oft übersehener Aspekt neben Politik und Wirtschaft ist der Kulturbereich. Denn der Umweltschutz ist bei Museen ebenso nicht zu vernachlässigen wie bei anderen Gebäuden. Vor allem Einrichtungen, in denen Kunst, Wissenschaft und Geschichte für die breite Masse aufbereitet werden, sind nicht nur von der Klimakrise betroffen, sondern auch gleichzeitig wegen eigener schädlicher Klimabilanz Teil des Problems. Während im Ausland bereits Maßnahmen zur Nachhaltigkeit in Museen in die Wege geleitet wurden, ist Deutschland hier im Nachzug und die Politik in der Verantwortung. Die Dringlichkeit ökologischer Transformation in Kombination mit der langfristigen Aufbewahrung der ausgestellten Museumsinhalte ist jedoch mit einigen Herausforderungen verbunden.

Um Energieeffizienz im Museum zu erreichen, gibt es seit Januar 2022 „The Green New Deal“ für Museen, der museumsspezifische Nachhaltigkeitsziele, messbare ökologische Mindeststandards in einem Nachhaltigkeitskodex für Museen festlegt. Dieser ähnelt in seinen Schwerpunkten beispielsweise der globalen Koalition „United for #Biodiversity“, der sich bereits die Bristol Museum & Art Gallery angeschlossen hat. Die folgenden Ziele streben ein sogenanntes grünes Museum an, um die Klimabilanz zu verbessern und gleichzeitig auch in Zukunft Ausstellungen zu ermöglichen.

Dabei ist vor allem die Reduktion des Energieverbrauchs eine Hürde, da der Stromverbrauch von Museen enorm ist. Die Ausstellungen müssen beleuchtet und je nach Jahreszeit und Rahmenbedingungen klimatisiert sein. Da Museen nahezu täglich geöffnet sind, ist der so entstehende Verbrauch an Ressourcen sehr hoch. Außerdem ist eine energieeffiziente und sichere Lagerung sowie ein entsprechender Transport von Ausstellungsstücken bisher kaum klimafreundlich gestaltet. Um den Verbrauch im Museum zu senken, wird daher empfohlen, Temperatur und Luftfeuchtigkeit zu kontrollieren, energieeffizientere Beleuchtungssysteme wie LEDs statt Glühbirnen zur Beleuchtung von Museumsobjekten zu verwenden, was mit erneuerbaren Energien verwirklicht werden kann. Zudem wird zum Aufstellen einer CO2-Bilanz mithilfe von CO2-Rechnern und einem entsprechend verantwortlichen Umweltbeauftragten geraten.

 

 

Auch der Aspekt der Wiederverwertung bietet viele Möglichkeiten, die Nachhaltigkeit in Museen zu verbessern: Die Wiederverwendung von Ressourcen und Materialien (Lappen, Schwämme und Pinsel, aber auch mobile, flexible Regale und Wände) oder auch Wiederaufbereitung ist oft nachhaltiger als die Entsorgung und Neuanschaffung von solchen Materialien. Da Abfall bisher kaum zu vermeiden ist, sollte dieser wenigstens entsprechend entsorgt werden. Falls nötig, kann auch eine Schulung zur ordnungsgemäßen Entsorgung von giftigen Gegenständen zur langfristigen Nachhaltigkeit beitragen. Zudem wird der übermäßige Nutzen von Materialien wie Holz, Papier, Plastik oder Schaumstoff nicht empfohlen. Um Papier zu sparen, ist es möglich, die Archive digital anzulegen, was jedoch wiederum mehr Energie und Data-Onboarding erfordert.

Um Probleme beim Umweltschutz zu vermeiden, wird zudem empfohlen, weniger giftige Chemikalien, Schädlingsbekämpfungsmittel, und Lösungsmittel einzusetzen und mit Verpackungsmaterialien nachhaltig umzugehen. Es gibt vielmehr neue Lösungsansätze wie Reinigungssysteme auf Wasserbasis und/oder natürliche Produkte, Lappen und Handtücher aus Bio-Baumwolle. Bei der Materialanschaffung werden leicht erneuerbare, emissionsarme Materialien, wenn möglich, auch regionale Materialien und zertifiziertes Holz empfohlen.

Bei Holzskulpturen und Gemälden ist außerdem zu beachten, dass Lichtschäden durch klimabedingt erhöhte Sonneneinstrahlung entstehen können. Dafür ist eine Schatten spendende Architektur vorteilhaft. Doch eine nachhaltige Architektur gestaltet sich bei Museen oft schwierig, wenn diese beispielsweise unter Denkmalschutz stehen. Auch eine Sanierung dieser Gebäude ist kaum möglich, wenn es keine Möglichkeit gibt, die Ausstellungsstücke geschützt zwischenzulagern. Doch mit genug Kreativität und Innovation lässt sich auch eine effiziente Veränderung bewirken: So kommen beispielsweise in der Ausgrabungsstätte Pompeji Ziegel mit integrierten Solarzellen zum Einsatz, die Strom für die Ausstellung spenden. Gleichzeitig sind sie unauffällig genug, um von der Regierung zur dortigen Verwendung genehmigt zu werden, da sie das Bild der Ausgrabungen nicht stören. Seitdem werden diese Ziegel auch in vielen weiteren Ländern Europas verwendet.

Die Bemühungen für ein grünes Museum, das all diese Ziele verfolgt, reichen allerdings nur, wenn die Besuchenden auch eine Einstellung und ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit entwickeln, um so auch außerhalb ihres Museumsbesuches auf das Klima zu achten. Denn die Kunstwerke sollen die Klimakrise mindestens genauso gut überstehen wie unsere Spezies.

 

Die Ausgrabungsstätte von Pompeji im Schatten des Vesuvs

 

-ch