Finanzwesen

Alle Bänder stehen still: Deutsche E-Auto-Firma ist insolvent

Es ist noch keinen Monat her, da strahlte uns Bundeskanzler Olaf Scholz aus dem Fenster eines Streetscooters entgegen. „Electrifikation that works“, steht auf der Ladefläche. Doch bei Neapcoin Düren, wo der Kleinlaster produziert wird und Scholz zu Gast war, geht offenbar nichts mehr. Der Eigner B-ON soll insolvent sein.
 
 

Wie Elektroauto-News unter Verweis auf die Aachener Zeitung berichtet, hat das luxemburgische Unternehmen B-On als Eigentümer des Streetscooter-Herstellers Neapco überraschend einen Insolvenzantrag gestellt. Laut dem Bericht informierte der Investor weder die Geschäftsführung noch die Mitarbeiter des Werks im nordrhein-westfälischen Düren vorab über den Schritt. Die Streetscooter-Produktion ruht offenbar, die Zukunft des Standorts ist ungewiss.

 

Deutsche Post verkauft nach hohen finanziellen Verlusten

Die Entwicklung des vollelektrischen Kleinlasters Streetscooter hatte bereits 2010 an der Technischen Hochschule (RWTH) in Aachen begonnen. Die Deutsche Post zeigte Interesse, wurde zum Pilotkunden und stieg schließlich auch als Geldgeber ein. Nach finanziellen Verlusten und Überlegungen, die Herstellung zu stoppen , wurde der Bereich für Entwicklung und Produktion schließlich in eine eigene Gesellschaft ausgelagert und diese mehrheitlich an B-On veräußert . Hier war laut Elektroauto-News zuletzt sogar noch eine Expansion auf andere Märkte geplant, was sich jetzt jedoch als nicht umsetzbar erwies.

 

Neuer Investor für Streetscooter gesucht

Beim Kanzler-Besuch am 22. August waren die Probleme offenbar noch nicht bekannt. Damals hieß es, die Lieferengpässe in Düren seien endlich Geschichte und die Produktion der Streetscooter werde demnächst sogar noch erheblich ausgebaut.

Inzwischen geht es dem Betriebsrat darum, den Standort zu retten. 170 der 700 Arbeitsplätze sind laut Medienberichten direkt an die Produktion des Kleinlasters gebunden. Ein möglicher Ausweg wäre frisches Geld von einem Investor zu erhalten, wobei das Unternehmen CityFreighter zumindest mit Blick auf die Synergien als möglicher Hoffnungsträger gilt. Das Unternehmen hat seinen Sitz in den USA und in Geilenkirchen in Nordrhein-Westfalen. Die Gründung geht ebenfalls auf Forschungen an der RWTH zurück.