Kultur

Museen im Wandel: Vermittlung als Schlüssel zu Inklusion, Teilhabe und gesellschaftlicher Relevanz

Nachbericht zur Veranstaltung „Vermittlung heute. Museumsvermittlung zwischen Inklusion, Partizipation und Teilhabe“

Mit großer Resonanz und inspirierendem Austausch fand am 11. März 2025 im Historischen Museum Frankfurt bereits zum zweiten Mal die Fachveranstaltung „Vermittlung heute. Museumsvermittlung zwischen Inklusion, Partizipation und Teilhabe“ statt. Über 80 Expert*innen aus Museen, Kulturinstitutionen, Wissenschaft und Vermittlungspraxis kamen zusammen, um die Zukunft der Museumsvermittlung zu diskutieren – ein Thema, das die kulturelle Landschaft heute stärker prägt denn je.

Organisiert von DEUTSCHE KONGRESS im Rahmen der Reihe „Das grüne Museum“, bot der Tag einen intensiven Austausch über aktuelle Herausforderungen, innovative Strategien und inklusive Ansätze in der Museumspraxis. Die Veranstaltung zeigte eindrucksvoll, dass Vermittlung nicht nur ein Werkzeug, sondern ein zentrales Element gesellschaftlicher Teilhabe ist.

 

Eine Veranstaltung mit Haltung und Dynamik
Die ursprünglich vorgesehene Eröffnungskeynote von Prof. Dr. Peter J. Schneemann (Universität Bern) musste krankheitsbedingt entfallen. Das Team der DEUTSCHE KONGRESS übernahm spontan die Einführung und führte die Teilnehmenden souverän durch das Programm. Schon zu Beginn wurde deutlich, wie sehr das Thema Museumsvermittlung an Aktualität und Relevanz gewonnen hat:

Museumsvermittlung ist längst kein Begleitprogramm mehr, sondern die Basis für Dialog, Inklusion und gesellschaftliche Relevanz.

Damit war der inhaltliche Ton gesetzt: Vermittlung ist nicht Beiwerk – sie ist das Fundament einer offenen, demokratischen Museumskultur.


Förderstrategien und gesellschaftliche Verantwortung
Dr. Kathrin Jaschke, stellvertretende Direktorin des Museumsdienstes Köln, eröffnete den Reigen der Fachvorträge mit einem praxisorientierten Beitrag zu Fördermöglichkeiten durch Vermittlung. Sie zeigte, wie Museen durch gezielte Vermittlungsstrategien Projekte entwickeln, Relevanz schaffen und neue Förderzugänge erschließen können – gerade in Zeiten knapper öffentlicher Mittel. Ihr Vortrag „Projektförderung mit Vermittlung“ gab konkrete Handlungsempfehlungen und inspirierte viele Teilnehmende, Vermittlungsarbeit strategischer zu denken.


Internationale Inspiration: Inklusion als Leitgedanke
Einen faszinierenden Einblick in inklusive Museumsarbeit bot Raffaella Russo-Ricci von den Städtischen Museen in Paris. Unter dem Titel „Barrierefreiheit und Inklusion: Das Beispiel der Städtischen Museen in Paris“ stellte sie innovative Formate vor – von Tools in leichter Sprache bis zu audiotaktilen Angeboten für blinde Besucher*innen. Ihr Vortrag verdeutlichte, wie konsequent Audience Development in Paris umgesetzt wird und dass echte Inklusion nicht nur Zugänglichkeit, sondern eine Haltung des Willkommens bedeutet.


Jugendpartizipation und demenzsensible Formate
Manuela Gallistl vom Technischen Museum Wien präsentierte zwei eindrucksvolle Ansätze: die Einbindung junger Menschen über einen Jugendbeirat und die Entwicklung demenzsensibler Vermittlungsangebote. Beide Projekte zeigen, wie stark Vermittlung das Selbstverständnis eines Museums prägen kann – wenn Besucherinnen nicht als Zielgruppe, sondern als Partnerinnen verstanden werden.


Digitale Zugänge und neue Perspektiven
Ute Kronberg, Geschäftsführerin der Orpheo Deutschland GmbH, gab in ihrem Vortrag „Inklusion mit digitalen Besucherführungen“ einen Überblick über aktuelle Entwicklungen in der digitalen Barrierefreiheit. Sie zeigte, wie immersive Rundgänge, barrierefreie Apps und multisensorische Audioguides neue Möglichkeiten für Teilhabe schaffen – und wie Technologie zum Werkzeug für Inklusion wird.


Vielfalt leben: Leikki – The Museum of Play
Ein weiteres internationales Highlight war Tuuli Uusikukka vom Leikki – The Museum of Play (Finnland). Unter dem Titel „Leikki – the Museum of Play as a Platform for LGBTQIA+ History and Present“ zeigte sie, wie das Museum Diversität, Inklusion und Barrierefreiheit in all ihren Facetten sichtbar macht. Ihr spielerischer Zugang zur Vermittlung von queerer Geschichte beeindruckte das Publikum – ein Paradebeispiel dafür, wie Museen gesellschaftliche Themen sensibel und kreativ aufgreifen können.


Partizipation im Hier und Jetzt: Das Frankfurter Stadtlabor
Susanne Gesser, Leiterin Vermittlung und Partizipation am Historischen Museum Frankfurt, stellte das vielfach beachtete Stadtlabor vor – ein Format, das Bürgerinnen aktiv in die Museumsarbeit einbindet. Ihr Vortrag „Museum gemeinsam machen“ machte klar: Partizipation ist kein Experiment, sondern gelebte Realität. Eine anschließende Kuratorinnenführung bot den Gästen tiefe Einblicke in dieses partizipative Konzept – und sorgte für viel Gesprächsstoff.


Kunst als Bewusstseinsmaschine
Mit poetischer Kraft und intellektueller Tiefe sprach Dr. Ralf Beil, Generaldirektor des Weltkulturerbes Völklinger Hütte, über das Museum als Erfahrungsraum für alle Sinne. Unter dem Titel „Bewusstseinsmaschine für alle Sinne“ verband er Industriegeschichte, Kunst, Kultur und Natur zu einer visionären Reflexion über Museen als Orte der Erkenntnis.


Kultur verbindet
Den Schlusspunkt setzte Dr. Andrea Edel, Leiterin des Kulturamts Heidelberg, mit dem Vortrag „Wie mit Kulturangeboten neue Verbindungen hergestellt werden können“. Sie zeigte praxisnah, wie kulturelle Bildung und inklusive Kulturarbeit zum gesellschaftlichen Zusammenhalt beitragen – ein inspirierendes Schlusswort, das noch lange nachwirkte.


Austausch, Energie und Vision
Der Tag war geprägt von einem intensiven Miteinander – einem echten Dialog aus der Praxis für die Praxis. Zwischen den Vorträgen, in den Pausen und während der Führung entwickelten sich lebhafte Gespräche über konkrete Erfahrungen, Herausforderungen und Lösungsansätze. Man merkte: Hier trafen Menschen aufeinander, die nicht nur über Vermittlung sprechen, sondern sie täglich leben.

Die Atmosphäre war konzentriert, offen und zugleich von spürbarer Begeisterung getragen. Es ging nicht um theoretische Diskussionen, sondern um das gemeinsame Weiterdenken: Wie gelingt inklusive Vermittlung im Alltag eines kleinen Stadtmuseums? Wie kann ein digitales Tool Teilhabe wirklich fördern? Welche Formate schaffen es, Jugendliche oder Senior*innen dauerhaft einzubinden?

„Besonders inspirierend war, dass so viele Kolleg*innen offen Einblicke in ihre laufenden Projekte gegeben haben mitsamt Erfolgen, aber auch Stolpersteinen. Das war unglaublich ehrlich und hilfreich.“

„Der Austausch war sehr praxisnah. Man bekam sofort Ideen, die man direkt im eigenen Haus umsetzen könnte, keine graue Theorie, sondern echtes Erfahrungswissen.“

„Ich nehme aus dem Tag das Gefühl mit, Teil einer aktiven Gemeinschaft zu sein, die sich gegenseitig unterstützt. Diese Offenheit, das war das eigentlich Wertvolle.“

Gerade diese Offenheit machte die Veranstaltung besonders: Keine Distanz zwischen Vortrag und Publikum, sondern ein kollegiales Lernen auf Augenhöhe. Viele Teilnehmende beschrieben den Tag als „Werkstatt der Vermittlung“ – einen Ort, an dem Wissen geteilt, Ideen ausprobiert und gemeinsam weitergedacht wurden.

Die Räume des Historischen Museums Frankfurt boten dafür den idealen Rahmen: Im Stadtlabor, zwischen Ausstellungsobjekten und Praxisbeispielen, wurde Museumsarbeit nicht nur diskutiert, sondern greifbar gemacht.

„Das Format schafft etwas, was in unserem Alltag oft fehlt: Zeit zum Zuhören, Nachfragen und Reflektieren – und das mit Menschen, die die gleiche Leidenschaft teilen.“

So entstand ein intensiver Tag voller Energie, Empathie und praxisnaher Inspiration – ein Beispiel dafür, wie fruchtbar echter Austausch in der Museumslandschaft sein kann.

 

Fazit und Ausblick
Die zweite Ausgabe von „Vermittlung heute“ hat eindrucksvoll bewiesen, wie zentral Vermittlung für die Zukunft der Museen ist. Sie verbindet Menschen, schafft Zugänge, fördert Dialoge – und macht Kultur für alle erfahrbar.

Mit dieser Veranstaltung hat DEUTSCHE KONGRESS nicht nur den Nerv der Zeit getroffen, sondern auch eine Plattform geschaffen, die Fachwissen, Praxis und Haltung vereint.

📅 Der nächste Termin steht bereits fest: 17. März 2026 im Museum für Kommunikation Frankfurt.

Ein Termin, den man sich unbedingt vormerken sollte – denn klar ist: Museumsvermittlung ist kein Trend. Sie ist Zukunft.