Finanzwesen

Restrukturierungsnews: Hülsta, Galeria, Windeln.de

Der Möbelhersteller Hülsta ist insolvent, Galeria muss erneut ins Schutzschirmverfahren und der Versandhändler Windeln.de hat Konkurs angemeldet – die aktuellen Restrukturierungsnews im Überblick.


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Möbelhersteller Hülsta saniert sich in Eigenverwaltung 

Der Möbelhersteller Hülsta befindet sich in Insolvenz in Eigenverwaltung. Laut Medienberichten müssen die beiden Tochtergesellschaften Hülsta-Werke Hüls GmbH & Co. KG sowie die Dienstleistungsgesellschaft DIHUG GmbH in die Eigenverwaltung.  

Als Gründe für die Sanierung gibt Hülsta die Kaufzurückhaltung bei Kunden an, die zu gesunkenen Auftragszahlen geführt habe. Zudem setzen die stark gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise das Traditionsunternehmen unter Druck. Wie Hülsta-Geschäftsführer Thomas Knecht betonte, sei das Unternehmen aber dennoch weiterhin „voll lieferfähig“. Ziel der Eigenverwaltung sei es, die Struktur des Möbelherstellers zu verschlanken und das Unternehmen insgesamt leistungsfähiger zu machen, erklärte Knecht gegenüber dem Branchemagazin „Möbelmarkt“. 

Galeria erneut im Schutzschirmverfahren 

Galeria Karstadt Kaufhof ist im Schutzschirmverfahren. Die Kaufhauskette saniert sich damit nach 2020 das zweite Mal innerhalb von drei Jahren unter dem Schutzschirm. Wie die F.A.Z. berichtete, hatte Galeria zuvor vergeblich mit der Bundesregierung um neue Staatshilfen verhandelt. Für die geplante Sanierung engagiert das Unternehmen erneut Frank Kebekus (Kebekus et Zimmermann) als Sachwalter, Arndt Geiwitz (Schneider Geiwitz) soll die operative Sanierung leiten. 

Galeria-CEO Miguel Müllenbach hatte am vergangenen Montag angekündigt, dass mindestens ein Drittel der 131 Filialen geschlossen wird und die betroffenen Beschäftigten entlassen werden. Als Grund für die erneute finanzielle Schieflage gab Galeria die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs in Form massiv gestiegener Energiepreise und der hohen Inflation an. Mit Restrukturierungs-Schritten will Galeria jedoch erst nach dem wichtigen Weihnachtsgeschäft beginnen. 

Auch im Jahr 2020 hatte die Kaufhauskette ein Sanierungsverfahren durchlaufen. Dieses konnte Galeria im September 2020 erfolgreich abschließen, benötigte dennoch wenig später Staatshilfen. Deshalb erhielt der Konzern Mittel aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) in Höhe von 460 Millionen Euro, Anfang dieses Jahres folgten weitere 220 Millionen Euro. 

Autozulieferer Borgers ist insolvent 

Der Autozulieferer Borgers befindet sich in der Insolvenz. Die Bocholter Unternehmensgruppe hat für ihre Kerngesellschaften, die Holding Borgers, Borgers Management, Johann Borgers, Johann Borgers Berlin sowie Borgers Süd, Insolvenzanträge gestellt. Laut dem Traditionsunternehmen aus Nordrhein-Westfalen hätten die gestiegenen, schwer kalkulierbaren Energiepreise und hohe Materialkosten kurzfristig zu außergewöhnlichen Ertrags- und Liquiditätseinbußen geführt.  

Zudem seien so die Restrukturierungserfolge der vergangenen Monate und Jahre egalisiert worden – Borgers hatte 2018 umfassende Sanierungs- und Restrukturierungsschritte beschlossen, nachdem der Umsatz des Unternehmens zurückgegangen war. Diese scheinen nicht den gewünschten Erfolg gebracht zu haben, der Umsatz der Borgers-Gruppe war 2020 gegenüber dem Vorjahr um 204 Millionen auf 660 Millionen Euro gesunken. 

Wie Borgers mitteilte, seien die Standorte außerhalb Deutschlands des weltweit aktiven Unternehmens nicht von der Insolvenz betroffen. Insolvenzverwalter ist Franz Kebekus (Kebekus et Zimmermann). 

Windeln.de muss Insolvenz anmelden 

Der Online-Versandhändler Windeln.de ist insolvent. Das Unternehmen gab bekannt, „keine positive Fortbestehensprognose mehr“ feststellen zu können. Windeln.de war bereits in den vergangenen Jahren in Schieflage geraten und hatte sich durch mehrere Kapitalerhöhungen über Wasser gehalten. Eine gescheiterte, weitere Kapitalerhöhung führte nun letztlich zur Insolvenz: Im Juli hatte der Vorstand des noch jungen Unternehmens eine im Januar beschlossene Kapitalerhöhung abgebrochen. Zwei Investoren aus China hatten Aktien in Höhe von 5,5 Millionen Euro erwerben sollen, waren aber abgesprungen. 

Die geplatzte Kapitalerhöhung führte dazu, dass die Wirtschaftsprüfer von KPMG Windeln.de im August das Testat verweigerten. Da nun die Suche nach weiteren Investoren gescheitert sei, sehe der Vorstand keine Zukunft mehr für das Unternehmen. 

Credit Suisse baut massiv um 

Die Credit Suisse steht vor einem Radikalumbau. Wie die Schweizer Großbank vor kurzem bekanntgab, will sie sich verschlanken und auf das Kerngeschäft mit der Vermögensverwaltung konzentrieren. Dazu stutzt die Credit Suisse ihren Bereich Investmentbanking zusammen, das Segment „verbriefte Produkte“ soll mehrheitlich an eine von dem Private-Equity-Haus Apollo geführte Investorengruppe verkauft werden. 

Zudem soll das Verbriefungsgeschäft aufgegeben werden und in eine Bad Bank (Capital Release Unit/CRU) überführt werden. Frisches Geld sollen zwei Kapitalerhöhungen in Höhe von insgesamt rund 4 Milliarden Schweizer Franken bringen. Als weitere Sparmaßnahme wollen die Schweizer die Mitarbeiterzahl reduzieren, bis 2025 werden rund 17 Prozent der aktuell 52.000 Beschäftigten des Konzerns gehen müssen. 

Weitere Insolvenz- und Sanierungsverfahren 

Der Textilhersteller Aurich saniert sich in Insolvenz in Eigenverwaltung. „Die Auswirkungen der Corona-Pandemie, des Ukraine-Krieges und der nicht zuletzt damit verbundenen massiven Steigerung der Energiekosten machen es erforderlich, dass wir entschlossen handeln“, kommentierte Geschäftsführerin Jacqueline Krause den Schritt. Das Unternehmen will seine Geschäfte für die Dauer des Verfahrens „vollumfänglich weiterführen“. Als Sachwalter agiert Jens M. Schmidt (Runkel Rechtsanwälte), Bartosz Zdanowicz (Hoffmann Liebs) berät die Aurich-Geschäftsführung in der Sanierung. 

Arend Prozessautomation, ein Hersteller von elektrischen Anlagen aus Wittlich, ist insolvent. Als Gründe gibt das Unternehmen die durch die Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg ausgelösten Krisen an. Konkret hätten laut Arend-Geschäftsführer Axel Haas die „Energiepreiserhöhungen und die anhaltende Halbleiterkrise“ zu der finanzielle Schieflage geführt. Laut dem vorläufigen Insolvenzverwalter Ingo Grünewald aus der Kanzlei Professor Schmidt befinde man sich nun auf Investorensuche. 

Das Insolvenzverfahren des Esslinger Unternehmens Alku Aluminiumgießerei wurde zum 1. Oktober eröffnet. Insolvenzverwalter Steffen Beck (Pluta) führt derzeit Gespräche mit potenziellen Investoren für die Gießerei. Laut Beck könne Alku derweil den Betrieb vollumfänglich fortführen. Das Unternehmen hatte im Juli Insolvenz angemeldet.  

Der Schleifmittel-Hersteller Dronco ist insolvent. Laut dem Unternehmen habe die durch den Ukraine-Krieg eingetrübte Marktsituation zu einer gesunkenen Nachfrage nach Produkten des Unternehmens geführt. Gleichzeit hätten sich die Einkaufspreise für Rohstoffe, Fremdleistungen und Energie drastisch erhöht. Laut dem vorläufigen Insolvenzverwalter Jan Markus Plathner (Brinkmann & Partner) befinde man sich auf der Suche nach einem Investor, der das Unternehmen übernehmen wolle. 

Das auf Equipment für Büroinformation spezialisierte Unternehmen Altra IT-Services hat Insolvenz angemeldet. Der Grund sei, dass man aufgrund der Corona-Pandemie und dadurch häufigeren Nutzung des Homeoffice deutliche Umsatzverluste habe hinnehmen müssen. Als Insolvenzverwalter ist Sebastian Netzel (Brinkmann & Partner) bestellt. Laut Netzel wolle man bald einen Investorenprozess anstoßen. 

Distressed M&A-Deals 

Ein Investorenkonsortium bestehend aus den Firmengruppen Peter, Dreher und Krieger übernimmt den Mannheimer Baggerhersteller Rohr-Idrecco zum 1. November aus der Insolvenz. Rohr Idrecco hatte im Mai 2022 Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Das Unternehmen firmiert nach der Übernahme unter dem Namen Rohr Bagger GmbH. Als Eigenverwalter war Marc-Philippe Hornung (SZA Schilling, Zutt & Anschütz) tätig, Sachwalter war Steffen Rauschenbusch (Ernestus). Markus Tränkle (Falkensteg) berät bei der operativen Betriebsfortführung in der Eigenverwaltung. 

Die Münchener Investmentgesellschaft Orlando übernimmt wesentliche Unternehmensteile der insolventen Baufirma Pfeiffer aus Nordhessen. Damit sind rund 1.200 Arbeitsplätze gesichert worden. Als Generalbevollmächtigter agierte Thomas Rittermeister (Reimer). Für die ebenfalls insolvente Baufirma Ludwig Pfeiffer aus Kassel stehe eine Lösung noch aus. 

Die Insolvenz in Eigenverwaltung der Burnus-Gruppe ist beendet, für alle drei operativen Gesellschaften der Gruppe besteht nun eine Investorenlösung. Nachdem im August bereits die BurnusHychem GmbH an das Unternehmen Dr. Schnell aus München verkauft werden konnte, übernimmt nun der Münchener Investor Frank Heller die beiden Gesellschaften Ernst Zeiss GmbH und Burnus GmbH zum 1. November dieses Jahres, die Unternehmen firmieren künftig unter dem neuen Namen Burnus Care. Sachwalter war Andreas Kleinschmidt (White & Case), Maximilian Pluta und Philip Konen (Pluta) fungierten als Generalbevollmächtigte. 

Beendete Insolvenz- und Sanierungsverfahren 

Der Geschäftsbetrieb des insolventen Fintechs Nuri wird in den kommenden Wochen abgewickelt. Zuvor war die Suche nach einem Investor für das in Insolvenz geratene Berliner Fintech gescheitert. „Der Geschäftsbetrieb der Schuldnerin hätte weiteres frisches Kapital in Höhe von rund zehn Millionen Euro gebraucht, um profitabel zu werden. Und auch dieses Invest wäre aufgrund der aktuellen Marktentwicklung mit Risiken verbunden gewesen”, sagte der vorläufige Insolvenzverwalter Jesko Stark (GT Restructuring). Die rund 200.000 Kunden des Start-ups werden nun gebeten, bis zum 18. Dezember sämtliche Gelder Gelder und Kryptowerte abzuziehen. 

Weitere Restrukturierungs- und Branchennews 

Die Restrukturierungsberatung Falkensteg eröffnet Anfang November am Standort Hamburg ein neues Büro, es ist die sechste Niederlassung der Unternehmens. Falkensteg will laut eigener Aussage mit der Erweiterung die Geschäftsfelder Corporate Finance (Distressed M&A, Debt Advisory), Restrukturierung und Real Estate näher zu den Kunden und Investoren im norddeutschen Raum bringen. 

Laut einer Studie von Allianz Trade wird die Zahl der Insolvenzen weltweit 2023 wieder auf das Niveau von vor der Corona-Pandemie steigen. Der Kreditversicherer prognostiziert für 2022 einen Anstieg der Insolvenzen um 10 Prozent und für 2023 einen Anstieg um weitere 19 Prozent. Auch in Deutschland würden die Insolvenzzahlen zunehmen, im laufenden Jahr um 5 Prozent und im kommenden Jahr um 17 Prozent. Die deutsche Wirtschaft zeige sich dabei etwas robuster als der weltweite Durchschnitt. „Auch in Deutschland zeichnet sich erstmals wieder ein merklicher Anstieg ab, wenngleich weniger stark als in vielen Nachbarländern“, sagte Milo Bogaerts, DACH-CEO von Allianz Trade. 

 

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