Finanzwesen

Restrukturierungsnews: Corestate, Rüster, MV Werften

Corestate wird im Interesse der Anleihegläubiger saniert, der Autozulieferer Rüster muss in die Eigenverwaltung und Disney kauft ein MV-Werften-Schiff – die aktuellen Restrukturierungsnews im Überblick.

Bei dem Immobilienfinanzierer Corestate steht nun nach wochenlangem Ringen eine Sanierungslösung fest. Foto: Marc – stock.adobe.com

 

Sanierungslösung für Corestate steht fest

Für das Immobilienunternehmen Corestate steht nun eine Fortführungslösung fest. Wie das Unternehmen am gestrigen Montag mitteilte, haben die Gläubigerversammlungen des Unternehmens den Vorschlag der Anleihegläubiger mit großer Mehrheit verabschiedet. Im Rahmen seiner Hauptversammlung hatte Corestate bereits vor einer Woche vermeldet, dass das Unternehmen den Vorschlag der Anleihegläubiger unterstütze.

Teil des Sanierungskonzepts ist die Stundung der fälligen Wandelanleihe bis April 2023. Zudem sollen im Rahmen eines Debt-to-Equity-Swaps die beiden Anleihen in Höhe von 200 und 300 Millionen Euro in Eigenkapital umgewandelt werden. Zusätzlich wird Corestate seinen Konzernvorstand um einen Chief Restructuring Officer erweitern und zwei Aufsichtsratssitze an Vertreter der Anleihegläubiger vergeben.

Der Entscheidung vom gestrigen Montag waren hitzige Wochen vorausgegangen, in denen zwei Stakeholder-Lager für eine unterschiedliche Sanierungslösung für den stark angeschlagenen Konzern plädiert hatten. Der Vorschlag einer Gruppe von Investoren, in dessen Mittelpunkt eine Kapitalerhöhung stand, konnte sich schlussendlich nicht durchsetzen.


Automobilzulieferer Rüster muss in die Eigenverwaltung

Der Autozulieferer Rüster hat Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Wie das mittelständische Unternehmen vergangene Woche mitteilte, will Rüster einen Investor finden, der das Unternehmen fortführt. Grund für die Restrukturierung seien Liquiditätsprobleme. Das Unternehmen, das erst seit eineinhalb Jahren besteht und aus einer Insolvenz hervorging, muss laut eigenen Angaben zwei Zukäufe aus den vergangenen Jahren finanzieren. Der Gesellschafter Navigator Automotive Alliance habe die erforderlichen Mittel nicht bereitstellen können.

Im Zuge der Eigenverwaltung wird Christian Stoffler (Gerloff Liebler) der Rüster-Geschäftsführung als Chief Restructuring Officer beitreten und diese in der Sanierung unterstützen. Als Generalbevollmächtigter wurde Christian Schmitt (ebenfalls Gerloff Liebler) ernannt. Rüster hat rund 630 Beschäftigte und liegt bei einem Jahresumsatz von 120 Millionen Euro.

Mit der Rüster-Eigenverwaltung folgt bereits die dritte Automotive-Insolvenz innerhalb von drei Monaten. Erst im Oktober hatte der deutlich größere Autozulieferer Borgers Insolvenz anmelden müssen, einen Monat zuvor hatte der Zulieferer Dr. Schneider Insolvenzantrag gestellt.


Disney kauft Schiff der insolventen MV Werften

Der Unterhaltungskonzern Walt Disney übernimmt das Kreuzfahrtschiff Global Dream I der insolventen MV Werften. Die hauseigene Reederei Disney Cruise Line will das Kreuzfahrtschiff am MV-Werften-Standort Wismar fertigstellen lassen – die Kosten dafür dürften in mittlerer dreistelliger Millionenhöhe liegen. MV-Werften-Insolvenzverwalter Christoph Morgen hatte im Juli gegenüber FINANCE gesagt, ein Käufer müsste 600 bis 700 Millionen Euro investieren, um den Bau des Schiffs fertigzustellen. Ein Kaufpreis wurde nicht genannt. Nach der Insolvenz des MV-Werften-Eigners Genting Honkong, der das Schiff in seine Kreuzfahrtflotte im asiatischen Raum integrieren wollte, war der weitere Verbleib des Schiffes ungewiss gewesen.

Da das Unternehmen Meyer-Werft Disney bei der Fertigstellung der Global Dream unterstützt, bietet sich nun auch für die 900 ehemaligen Beschäftigten der MV Werften eine mittelfristige Perspektive. Die Mitarbeiter befinden sich in einer Transfergesellschaft, die nun um zwei Monate verlängert werden soll. Dem „NDR“ sagte Insolvenzverwalter Morgen, der Weiterbau der Global Dream bedeute eine „sichere Brücke“ für die Beschäftigten, die teilweise ab 2024 für das Unternehmen TKMS am Standort Wismar im U-Boot-Bau tätig sein werden.


Weitere Insolvenz- und Sanierungsverfahren

Der Online-Händler für Bürobedarf Büro.de will 47 Filialen der insolventen Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof übernehmen. Im Fokus stehen dabei Filialen in mittelgroßen Städten, unter anderem in Hessen. Galeria hatte Anfang November ein Schutzschirmverfahren anmelden müssen, zum zweiten Mal innerhalb von zwei Jahren.

Küchen Quelle ist insolvent. Das Unternehmen, das rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, vertreibt im Außendienst Küchen. Hintergrund der Insolvenz sind laut Pluta die massiv gestiegenen Kosten für Energie, Rohstoffe und Materialien. Hinzu komme die verzögerte Versorgung mit Elektrogeräten aufgrund von Lieferkettenproblemen und ein verändertes Konsumverhalten der Verbraucher. Der vorläufige Insolvenzverwalter Patrick Meyerle (Pluta) prüfe aktuell, unter welchen Voraussetzungen es möglich sei, dass die Unternehmenskunden ihre Küchen auftragsgemäß erhalten.

Der insolvente Online-Versandhändler Windeln.de hat nun sein Insolvenzverfahren beantragt. Als vorläufiger Insolvenzverwalter ist Ivo-Meinert Willrodt (Pluta) bestellt. Der Geschäftsbetrieb von Windeln.de wird laut Pluta fortgeführt, das Unternehmen wolle schnellstmöglich einen Investorenprozess in die Wege leiten.

Das im Kunststoffbereich tätige Unternehmen ProTec Polymer Processing ist insolvent. Derzeit laufe die Suche nach einem Investor für das Unternehmen, das rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Der Betrieb wird vorerst fortgeführt. Als Insolvenzverwalter agiert Jan Markus Plathner (Brinkmann & Partner).

Das mittelständische Handwerks- und Dienstleistungsunternehmen Speidel hat Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Grund für die Sanierung seien operative Schwierigkeiten bei einigen Großprojekten, Materialengpässe und massiv gestiegene Kosten in der Lieferkette. Im Zuge der Sanierung tritt Sebastian Mielke (Menold Bezler) der Geschäftsleitung als CRO bei, als vorläufiger Sachwalter ist Martin Hörmann (Anchor) bestellt.

Das Unternehmen Knapheide Hydraulik Systeme (KHS) muss sich in Eigenverwaltung sanieren. Wie das Unternehmen am gestrigen Montag mitteilte, befindet sich die Knapheide Hydraulik Systeme GmbH Beckum nebst drei weiteren Gesellschaften der Unternehmensgruppe in Eigenverwaltung. Grund für Restrukturierung seien erhebliche Kostensteigerungen und massive Umsatzverlusten. Als Sachwalter ist Stephan Michels (Michels) bestellt, die Geschäftsleitung wird von Gerrit Hölzle und Thorsten Bieg (beide Görg) unterstützt. Das Unternehmen beschäftigt rund 400 Mitarbeiter.


Distressed M&A-Deals

Das Metallverarbeitungsunternehmen HZD – Druckguss Havelland ist von der Unternehmensgruppe Mindener Lehmann aus der Insolvenz übernommen worden. Der neue Eigentümer der HZD plant laut der Kanzlei BBL eine Ausweitung der Produktion in Premnitz und entsprechend „erhebliche Investitionen“ am Standort. Die Ansprüche der Gläubiger der HZD werden aus dem vom neuen Eigentümer bereitgestellten Planbeitrag anteilig befriedigt. Insolvenzverwalter war Christian Graf Brockdorff. Der M&A-Prozess wurde von der Beratung Centuros begleitet.

Der Automobilzulieferer Schwarz Werkzeugbau wird von der Mitgesellschafterin Kesseböhmer Gruppe, die in der Metallverarbeitung tätig ist, übernommen. Schwarz Werkzeugbau war im August in die Insolvenz geraten und hatte sich in Eigenverwaltung saniert. Es müssen vermutlich bis zu 58 Stellen im Zuge der Übernahme abgebaut werden. Als Sachwalter war Stefan Meyer (Pluta) bestellt.  

Weitere Restrukturierungen und Branchennews

Der Verkauf von Vermögenswerten der insolventen Greensill-Bank kommt laut einem Bericht der „Wirtschaftswoche“ gut voran. Nachdem Insolvenzverwalter Michael Frege bereits 550 Millionen Euro an die Entschädigungseinrichtung deutscher Banken (EdB) überwiesen habe, sollen demnach weitere 150 Millionen Euro folgen. Damit können zunächst weitere Forderungen privater Kunden befriedigt werden.

Die Metalcorp Group hat eine Restrukturierungslösung für die Anleihe 2017/22 gefunden, die Gläubiger stimmten dem Restrukturierungskonzept zu. Die Laufzeit der Anleihe wird um ein Jahr bis Oktober 2023 verlängert. Zudem werden die Anleihegläubiger in eine bestehende Anteilsverpfändung sowie in weitere Sicherungsmechanismen und Kündigungsrechte für die Zukunft rechtsicher eingebunden. Der Anleihekupon wird für das zusätzliche Jahr von 7,0 auf 8,5 Prozent erhöht. Anleihegläubiger, die an der Gläubigerversammlung teilgenommen haben, erhalten zusätzliche 0,5 Prozent als Anwesenheitsprämie. Beraten hatte die Kanzlei DMR. Im Oktober war bekanntgeworden, dass Metalcorp seine Anleihe nicht pünktlich zurückzahlen können würde.

Das Beratungsunternehmen ADKL erweitert den Geschäftsbereich Insolvenzsteuerrecht mit einer eigenständigen Einheit, die sich auf die klassische Insolvenzverwaltung konzentriert. Die neugegründete Gesellschaft, die unter dem Namen ADKL Rechtsanwälte Wirtschaftsprüfer Insolvenzverwaltung firmiert, geht aus dem Zusammenschluss der Insolvenzverwalter Peter Minuth und Wolfgang Piroth (ehemals Piepenburg Rechtsanwälte) und der ADKL Gruppe hervor.

 

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