Finanzwesen

Real meldet Insolvenz an

„Uns geht es nicht darum, die Märkte nach einer Schamfrist dicht zu machen“. Einmal drin. Alles hin? Seit Jahren steckt der Lebensmittelhändler Real in der Krise. Nun folgt der nächste, womöglich letzte Akt im Abstiegsdrama der früheren Metro-Tochter: die Insolvenz.

© dpa / Peter Steffen

 

Wann genau der Abstieg von Real begann? Schwer zu sagen, denn im Grunde ging es seit der Gründung 1992 nie wirklich aufwärts für den Lebensmittelhändler. Stattdessen folgte spätestens ab der Jahrtausendwende Krisenmeldung auf Krisenmeldung. Der frühere Mutterkonzern Metro sparte und sanierte bei der SB-Warenhauskette zwar jahrelang munter vor sich hin, blieb am Ende aber ohne Erfolg. Und selbst der spätere Verkauf der Kette wurde begleitet von reichlich Getöse. 

Nun folgt der nächste, womöglich letzte Akt im Abstiegsdrama von Real: Nach Informationen der WirtschaftsWoche hat die Real GmbH am Freitagvormittag beim Amtsgericht Düsseldorf eine Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet. Das Gericht hat dem Antrag dem Vernehmen nach stattgegeben und den erfahrenen Insolvenzexperten Christian Gerloff zum vorläufigen Sachwalter bestellt. Er überwacht und kontrolliert nun die Geschäftsführung bei der Rettungsmission. 

Zur Real GmbH gehören 62 SB-Warenhäuser mit zuletzt rund 5000 Mitarbeitern und mehr als einer Milliarde Euro Umsatz. Die Märkte waren erst im vergangenen Jahr in „Mein Real“ umbenannt worden. Zudem wurde der Unternehmenssitz von Düsseldorf nach Mönchengladbach verlegt und ein alter Werbeslogan des Händlers reaktiviert: „Einmal hin. Alles drin.“ Damit wollte das Management ein sichtbares Zeichen für den Neustart des Händlers setzen.

 

„Gekommen, um zu bleiben“   

Im Sommer 2022 hatte der Frankfurter Anwalt und Unternehmer Sven Tischendorf mit seinem Family Office die Reste der früheren Metro-Tochter von der in London ansässigen Private-Equity-Firma SCP übernommen. Das Gros der Märkte war schon zuvor an Wettbewerber verkauft worden. Sie firmieren inzwischen unter den Flaggen von Kaufland, Edeka oder Globus.

Doch schon wenige Monate später folgt die Kehrtwende: Ende April 2023 wird das Unternehmen an  den früheren Eigentümer SCP rückübertragen. Tischendorf erklärt, die laufenden Umbauten der Märkte liefen weiter. Auch die Belieferung mit Lebensmitteln und anderen Waren durch die Kölner Rewe-Gruppe würde fortgesetzt. Warum SCP der Rückübertragung zustimmte, ist unklar. Schon damals wurde in der Branche über massive finanzielle Schwierigkeiten bei Real spekuliert. 

Laut „Lebensmittelzeitung“ hatte SCP anfangs die Hoffnung, „Mein Real“ als eigenständiges Unternehmen an einen strategischen Investor abgeben zu können. Doch schnell sei klar geworden, dass die Märkte allenfalls auf mehrere Wettbewerber aufgeteilt werden könnten. Doch auch dafür gab es offenbar wenig Interesse – zumindest außerhalb eines Insolvenzverfahrens.

 

 

 

Quelle: WirtschaftsWoche