Finanzwesen

Großpleite im Reifenhandel

Die Fintyre Group mit zuletzt rund 1,1 Milliarden Euro Umsatz hat für zahlreiche Tochterunternehmen in Deutschland Insolvenz angemeldet. Schon im Vorfeld gab es massive Probleme bei der Unternehmensgruppe.

Einer der größten europäischen Reifengroßhändler, die Fintyre Group mit zuletzt rund 1,1 Milliarden Euro Umsatz, hat für zahlreiche Tochtergesellschaften in Deutschland Insolvenz angemeldet, erfuhr die WirtschaftsWoche. Bereits am vergangenen Donnerstag war zunächst Insolvenz für Reifen Krieg angemeldet worden, um beim Amtsgericht Frankfurt einen Gruppeninsolvenz-Standort zu etablieren. Am Dienstag folgten zahlreiche weitere Firmen, darunter Tyre 1, Reifen 24, RS Exklusiv, Secura, SW Reifenhandel, TyreXpert sowie Reiff Reifen und Autotechnik. Das geht aus Gerichtsveröffentlichungen hervor.

Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde in den Verfahren der Jurist Miguel Grosser bestellt. Er ist Partner der Insolvenzkanzlei Jaffé und gilt als erfahrener Verwalter. So war Grosser zuletzt mit Jaffé-Namenspartner Michael Jaffé bei der Münchner Containerfirma P&R im Einsatz und wurde zum Insolvenverwalter über das Vermögen des Gründers der P&R Gruppe, Heinz Roth, bestellt. Zudem seien bereits zahlreiche weitere spezialisierte Kanzleien im Einsatz, heißt es in der Branche. Darunter ein Restrukturierungsteam der Frankfurter Insolvenzboutique Finkenhof als Berater der deutschen Fintyre-Gesellschaften.

Die Gesellschaft ist im Besitz der Beteiligungsgesellschaft Bain Capital und wurde eigenen Angaben zufolge gegründet, „um an der Konsolidierung des Ersatzreifenhandels in Europa teilzunehmen“. Das Unternehmen mit Sitz in London übernahm im Jahr 2017 die Reifenhändler Fintyre und Reiff Tyre, 2018 die Reifen Krieg Gruppe sowie 2019 RS Exclusiv und TyreXpert. Das Unternehmen beschäftigt insgesamt 1500 Mitarbeiter, mehr als 1000 davon in Deutschland. Nach einem Bericht des Fachblatts „Gummibereifung“ waren Mitarbeiter bereits Ende Januar von der Geschäftsführung darüber informiert worden, dass es „aufgrund von kurzfristig notwendigen Restrukturierungen des Unternehmens“ zu einem „aktuell unvermeidbaren Verzug bei der Auszahlung ihrer Löhne und Gehälter“ komme.

Aufgabe Grossers wird es nun sein, zunächst die Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes zu organisieren und bei zentralen Geschäftspartnern aus der Reifenindustrie eine Weiterbelieferung sicherzustellen, um so den Geschäftsbetrieb zu stabilisieren. Keine einfache Aufgabe. Schon im Vorfeld hatten Fachmedien über das „Fintyre-Chaos“ sowie erhebliche Probleme in Controlling und Buchhaltung berichtet.

Das durch Übernahmen zusammengewürfelte Firmenkonstrukt dürfte nun auch für die Investoren und Kreditgeber zum Problem werden, darunter neben Bain auch der Blackstone-Ableger GSO Capital Partners. Dabei dürfte es um dreistellige Millionenbeträge gehen. Auch für die Warenkreditversicherer könnte die Großpleite im Reifenhandel teuer werden.

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