Galeria Karstadt Kaufhof geht erneut in die Insolvenz
Der angeschlagene Kaufhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof beantragt zum zweiten Mal innerhalb von drei Jahren ein Schutzschirmverfahren. Es drohen Filialschließungen und Massenentlassungen.
Galeria Karstadt Kaufhof kommt nicht zur Ruhe: Deutschlands letzte große Kaufhauskette hat am Montag erneut die Eröffnung eines Schutzschirm-Insolvenzverfahrens beantragt. Zuvor hatte Galeria Karstadt Kaufhof vergeblich mit der Bundesregierung um neue Staatshilfen verhandelt, wie Firmenlenker Miguel Müllenbach gegenüber der F.A.Z bestätigte.
Für die geplante Sanierung in Eigenregie soll laut einem Bericht der „Wirtschaftswoche“ erneut Frank Kebekus als Sachwalter agieren und der Restrukturierer Arndt Geiwitz die operative Sanierung leiten. Galeria Karstadt Kaufhof war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Karstadt/Kaufhof muss ein Drittel der Filialen schließen
Mindestens ein Drittel der 131 Filialen soll dichtgemacht und den betroffenen Beschäftigten betriebsbedingt gekündigt werden, kündigte CEO Miguel Müllenbach im F.A.Z-Interview an. Auch in der Verwaltung soll es personelle Einschnitte geben. Als Grund für die erneute finanzielle Schieflage nennt Müllenbach die Auswirkungen des Krieges gegen die Ukraine in Form massiv gestiegener Energiepreise und der galoppierenden Inflation. Mit den Maßnahmen zur Restrukturierung ist jedoch erst nach dem für Galeria Karstadt Kaufhof wichtigen Weihnachtsgeschäft zu rechnen.
In den vergangenen Wochen hatte sich bereits angedeutet, dass Galeria Karstadt Kaufhof eine neue Restrukturierung plant. So wurde etwa der Tarifvertrag mit der Gewerkschaft Ver.di aufgekündigt und die Löhne der Beschäftigten eingefroren. Gleichzeitig wurde ein Einstellungsstopp für Aushilfen im Weihnachtsgeschäft verhängt sowie jeder Auftrag, der nicht zwingend notwendig ist, sollte storniert werden.
Zweites Schutzschirmverfahren innerhalb von drei Jahren
Die geplante Sanierung in Eigenregie ist die zweite dieser Art nach 2020. Damals hatte der angeschlagene Kaufhauskonzern während des ersten Corona-Lockdowns im Frühjahr schon einmal ein Schutzschirmverfahren begonnen und im September 2020 erfolgreich durchlaufen.
Doch kurz darauf brauchte der Galeria-Konzern erneut frisches Geld und bat um staatliche Hilfe. Der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) des Bundes gewährte ein Nachrangdarlehen in Höhe von 460 Millionen Euro mit einem Zinssatz von 6,5 Prozent und sicherte Galeria damit die nötige Liquidität. Anfang des Jahres schoss der WSF noch einmal 220 Millionen Euro nach. Durch die Einleitung des Schutzschirmverfahrens unterliegt die Rückzahlung der Kredite nun der Insolvenzordnung.
Für den Erfolg des Schutzschirmverfahrens wird wohl auch der Warenhaus-Eigentümer Signa Holding eine wichtige Rolle spielen müssen. Marktbeobachter gehen davon aus, dass es ohne erneute finanzielle Beteiligung der österreichischen Immobilienholding schwierig werden dürfte, Galeria Karstadt Kaufhof als eigenständiges Unternehmen fortzuführen.
Galeria Karstadt Kaufhof seit Jahren unter Druck
Bislang soll Signa-Eigentümer René Benko laut CEO Müllenbach rund 1 Milliarde Euro in den Kaufhofkonzern investiert haben. Doch Galeria Karstadt Kaufhof kommt nicht vom Fleck. Die finanziellen Probleme waren schon vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie und des Ukraine-Kriegs offenkundig. Der Konzern selbst entstand durch eine Fusion der beiden finanziell angeschlagenen Kaufhausketten Karstadt und Galeria Kaufhof. Viele Marktbeobachter haben Zweifel, dass das gegenwärtige Geschäftsmodell eine tragfähige Zukunft hat.
Erst kürzlich wurde bekannt, dass die Wiener Staatsanwaltschaft Büroräume von Benkos Signa Holding im Rahmen von Ermittlungen wegen Bestechung und illegaler Parteienfinanzierung durchsucht hatte.