Finanzwesen

Eisenwerk Hasenclever & Sohn ist insolvent

Das Eisenwerk Hasenclever & Sohn gehört in der Gießereibranche zu den wichtigsten Anbietern und beliefert Autohersteller wie Audi, BMW, Daimler, Ford und Porsche. Jetzt hat das Unternehmen Insolvenz angemeldet.

 

 

Exakt 250 Jahre reicht die Geschichte des Eisenwerks Hasenclever zurück. 250 Jahre, in denen das Unternehmen „alle Herausforderungen gemeistert“ habe, sich „kontinuierlich weiterentwickelt“ habe und sich „auf dem Weg zum europäischen Marktführer der Branche immer treu geblieben“ sei, wie es stolz auf der Unternehmenshomepage heißt.

Doch die Feierstimmung zum Jubiläum dürfte am Firmensitz am Rande der nordhessischen Kleinstadt Battenberg inzwischen verflogen sein: Hasenclever steckt in der Krise und hat am Dienstag Insolvenz angemeldet. Als vorläufiger Insolvenzverwalter wurde der Jurist Martin Mucha, Partner der Kanzlei Grub Brugger, eingesetzt. Das bestätigte die Kanzlei auf Anfrage der WirtschaftsWoche.

Das Unternehmen mit aktuell rund 840 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von rund 172 Millionen Euro gilt nach eigenen Angaben als „Technologie- und Qualitätsführer im Bereich der Fertigung hoch temperaturfester Abgaskomponenten“. Zu den Kunden gehören laut Unternehmenshomepage Autohersteller wie Audi, BMW, Daimler, Ford und Porsche. Für sie und weitere Abnehmer auch außerhalb der Autoindustrie produzierte Hasenclever bislang rund 2,5 Millionen Gussteile pro Jahr.

 

Hohe Kostensteigerungen

Die Finanz- und Liquiditätslage von Hasenclever war im Geschäftsjahr 2021 nach Angaben im Bundesanzeiger „stabil“, dies allerdings „insbesondere durch die im Januar ausgezahlte Überbrückungshilfe 3 plus sowie die Unterstützung der Gesellschafter“. Zudem wies das Management auf erhebliche Kostensteigerungen im ersten Quartal 2022 hin, etwa für Energiekosten. Diese konnten demnach zwar überwiegend an die Kunden weitergegeben werden. Ob dies weiterhin gelänge, sei aber fraglich. Aufgrund der hohen Inflation sei zudem „damit zu rechnen, dass die Gewerkschaften im Zuge der Tarifverhandlungen im Jahr 2022 nicht unerhebliche Forderungen stellen werden“.

Tatsächlich trafen die Prognosen der Geschäftsführung ein. Die gesamte Branche sah sich in den vergangenen Monaten mit erheblichen Kostensteigerungen konfrontiert. Das Unternehmen agiere in einem Markt, „der derzeit durch globale Ereignisse in Turbulenzen geraten ist“, teilte Grub Brugger mit. Daneben habe „der simultane Hochlauf von neuen Kundenprojekten zu erhöhten Ausschussquoten und einem erhöhten Finanzierungsbedarf geführt“. Auch das habe zur Schieflage des Unternehmens beigetragen.

Der vorläufige Insolvenzverwalter hat die Mitarbeiter bereits über die Lage informiert. „Die notwenigen Schritte zur Gewährleistung der Fortführung des Geschäftsbetriebs und damit auch die Sicherstellung der Versorgung der Kunden wurden eingeleitet“, erklärte Mucha.

 

 

Quelle: WirtschaftsWoche