Finanzwesen

Deutsches Traditionsunternehmen insolvent: Bekannter Autozulieferer ist pleite

Der Eisen- und Aluminium-Spezialist Franken Guss aus Bayern muss die Insolvenz anmelden. Der Einbruch im Markt für Elektromobilität ist dafür ein Grund.

 

 

Kitzingen – Die Pleitewelle den Deutschland scheint sich zunehmend dramatischer zu entwickeln. Auch wenn Insolvenzen ebenso in Deutschland dazugehören, wie der wirtschaftliche Auf- und Abschwung. Doch dazu wiegen die Ungewissheit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der betroffenen Unternehmen nicht weniger schwer. So auch bei den jüngsten Insolvenzen eines deutschen Traditionsunternehmens aus Thüringen, eines Chemieherstellers aus Frankfurt oder eines bekannten Versandhändlers, gegen die sogar die Staatsanwaltschaft ermittelt.

 

Deutsches Traditionsunternehmen ist insolvent: Bekannter Autozulieferer ist pleite

Nun hat es neben der insolventen Rohrwerk Maxhütte ein weiteres Traditionsunternehmen aus Bayern erwischt. Die Franken Guss GmbH & Co. KG mit Sitz in Kitzingen musste bereits am vergangenen Donnerstag (25. April) Insolvenz anmelden. Darüber wurden die Angestellten in einer Belegschaftsversammlung unterrichtet.

Die Franken Guss GmbH ist ein unterfränkischer Gießereibetrieb, der sich auf die Eisen- und Aluminiumverarbeitung spezialisiert hat. Das Traditionsunternehmen fertigt in Kitzingen wichtige Teile für die Produktion von Elektrofahrzeugen. Gemeinsam mit der Schwester-Gießerei Sachsen Guss in Chemnitz werden zudem Komponenten für die Bereiche Windenergie, Schieneninfrastruktur und Wasserstofferzeugung produziert.

 

Deutscher Autozulieferer aus Bayern muss Insolvenz anmelden: Fast 700 Mitarbeiter von der Pleite betroffen

Von der Insolvenz des fränkischen Traditionsunternehmens und Autozulieferers könnten laut Unternehmensseite 695 Mitarbeiter betroffen sein. Allerdings steuert das Unternehmen mit einem vorläufigen Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung entgegen. Die Rettung soll mithilfe eines sogenannten Schutzschirmverfahrens gelingen. Durch diese Maßnahme soll eine Neuaufstellung des Unternehmens angestrebt werden.

Dabei eigne sich das Schutzschirmverfahren für Betriebe, denen zwar das Geld auszugehen drohe, die aber noch nicht zahlungsunfähig seien, erklärt die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Mazars auf der eigenen Webseite. Zudem schreibt der Rechtsanwalt Olaf Schubert auf seiner Homepage, dass das Schutzschirmverfahren ein Sanierungsverfahren unter Insolvenzschutz sei. Ziel des Verfahrens sei die Sanierung des Antragsstellers mithilfe eines Insolvenzplans.

 

Traditionsunternehmen aus Bayern insolvent: Eingebrochener Markt für Elektromobilität für Pleite mitverantwortlich

Durch die Insolvenz in Eigenverwaltung erhofft sich der Eisen- und Aluminiumgießer aus Bayern laut Pressemitteilung, dass „das Unternehmen in Eigenregie die Restrukturierung vorantreiben“ könne, „die in Folge der seit mehreren Jahren aufeinander folgenden Mehrfachkrisen nötig wurde“, heißt es weiter.

Die Gründe für die Insolvenz gehen dabei noch weiter. „In den vergangenen Jahren aufeinanderfolgender Krisen ist es nicht gelungen, sämtliche Kostensteigerungen über Material und Energie hinaus in richtiger Höhe und ohne nennenswerten Zeitversatz durchzusetzen und so eine annähernd ausreichende Eindeckung der Unternehmenskosten durch die Preise zu erzielen“, erklärte der unterfränkische Eisen- und Aluminium-Spezialist bereits am Donnerstag.

Darüber hinaus sei durch den Wegfall der Kaufprämien der Markt für Elektromobilität um etwa 35 Prozent eingebrochen. „Gerade für diesen Markt hat Franken Guss in den letzten Jahren viel Geld in die Gießerei und die Bearbeitung investiert“, hält das Familienunternehmen aus Kitzingen fest.

 

Traditionsunternehmen meldet Insolvenz an: Gewerkschaft IG Metall stellt Forderungen

Nun hat sich auch die IG Metall mit einer klaren Forderung infolge des Insolvenzantrags an die Politik gerichtet. Insbesondere die „viel zu hohen Energiekosten“ seien „zum erheblichen Teil für die Lage verantwortlich“. Die Gewerkschaft appelliert, „in Richtung örtliche Politik mitzuhelfen, um die Rahmenbedingungen für die Industrie so zu gestalten, dass die Arbeitsplätze in der Gießereibranche wieder zukunftsfähig gemacht werden können“, heißt es weiter. „Die Politik muss zeigen, dass sie an den Industriestandort Deutschland glaubt.“

„Wir richten unseren Blick nach vorne, um gute Arbeit mit Tarifbindung am Standort zu erhalten“, erklärt IG-Metall-Vertreter Norbert Zirnsak. Dies sei auch die Sichtweise des Betriebsrats bei Franken Guss. Der Betriebsratsvorsitzende Erich Mirnig halte zudem „innerbetriebliches Handeln“ für nötig, wie unter anderem infranken.de berichtet. „Intern gilt es, die Weichen in der Firma Franken Guss so zu stellen, dass eine sichere Fahrt in die Zukunft möglich ist“, so Mirnig. „Ziel muss es sein, die Bedingungen so zu gestalten, dass sie zukunftsfähig sind und die Menschen hier in Ruhe und ohne Zukunftsangst ihre Aufgaben erledigen können.“

 

Traditionsunternehmen Franken Guss muss nach mehr als 100 Jahren Insolvenz anmelden

„Dazu wird die Franken Guss GmbH & Co. KG während der kommenden drei Monate in enger Abstimmung mit Stakeholdern und Beratern einen Restrukturierungsplan erarbeiten“, kündigt der Industriehersteller aus Unterfranken an. Der Plan werde die konkreten Maßnahmen zur Neuordnung des Geschäfts enthalten. Der Geschäftsbetrieb laufe in vollem Umfang weiter. „Alle Leistungen werden unverändert erbracht“, hält das Unternehmen fest, „Geplant ist, die Sanierung binnen weniger Monate nachhaltig abzuschließen.“ 

Die Geschichte des Traditionsunternehmens reicht über 100 Jahre zurück und hat seine Wurzeln im Jahr 1922. Das Aufgabenspektrum umfasst laut eigenen Angaben vornehmlich den Automobilbereich rund um Pkw und Nutzfahrzeuge. Hergestellt werden demnach Bauteile aus Eisen- und Aluminiumguss – mit einer Spezialisierung auf Antriebe und Motoren sowie für das Fahrwerk und die Lenkung.

 

Quelle: merkur