Finanzwesen
Deutsche Unternehmen geraten wieder vermehrt in Zahlungsverzug
Die Coronapandemie fraß die Reserven auf, danach kamen Energiekrise und Inflation: Die Unternehmen sind so klamm wie lange nicht mehr. Das lässt sich auch an den unbezahlten Rechnungen ablesen.
Das Zahlungsverhalten der Unternehmen in Deutschland hat sich infolge von Inflation, Konjunkturabschwung und Kostendruck verschlechtert. Im ersten Halbjahr 2023 erhöhte sich der Zahlungsverzug der Kunden von Lieferanten und Kreditgebern auf durchschnittlich 10,77 Tage, wie aus einer Studie der Wirtschaftsauskunftei Creditreform vom Dienstag hervorgeht. Im ersten Halbjahr des Vorjahres lag der Wert demnach noch bei 10,51 Tagen.
»Die vergangenen Monate waren für viele Unternehmen eine Belastungsprobe. Das spüren auch Kreditgeber, Kunden und Geschäftspartner durch vermehrte Forderungsausfälle«, sagte der Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung, Patrik-Ludwig Hantzsch. Rezession und Zinswende belasteten die Firmen von mehreren Seiten. »Die Geschäfte laufen schlechter, gleichzeitig erhöhen sich aber die Kosten«, sagte Hantzsch.
Auch die Forderungslaufzeit, die sich aus dem vereinbarten Zahlungsziel zuzüglich des Zahlungsverzugs zusammensetzt, stieg leicht auf 40,70 Tage (2022: 40,31 Tage). Viele Kreditgeber setzten zuletzt auf kurze Zahlungsziele, um Ausfallrisiken zu minimieren. Im Schnitt wurde Kunden ein Zahlungsziel von 29,93 Tagen gewährt. In der Vorjahresperiode waren es 29,80 Tage. Zu Beginn der Coronapandemie waren deutlich längere Zahlungsziele von rund 32 Tagen üblich.
Die verschlechterten wirtschaftlichen Bedingungen führten zu einer Neubewertung der Risiken durch Lieferanten und Kreditgeber, sagte Hantzsch. Für das restliche Jahr sei mit vermehrten Zahlungsausfällen und auch Folgeinsolvenzen zu rechnen. Die Konjunktur werde sich voraussichtlich erst im kommenden Jahr wieder erholen.
mik/dpa