Kultur

Das grüne Museum 2021 – Der Rückblick

Galerien und Museen stellen Ihre wertvollen Besitztümer jeden Tag einer großen Vielzahl an Besuchern offen zur Schau. So sind sie auch Risiken ausgesetzt. Nicht allein die Kunst- und Kulturwerke stehen im Zentrum der Schutzaufgabe, auch das Gebäude selbst, die Besucher und die Mitarbeiter sind zu schützen.

 

 

 

Steigende Sicherheitsanforderungen und spektakuläre Fälle von Kunstraub, Bränden oder Wasserschäden in Museen, Depots und Archiven zeigen immer wieder, dass wertvolle Kunstgegenstände und unersetzbare Unikate in Museen großen Gefahren ausgesetzt sind. Hier fehlt es oft an Schutz der Werte in den Museen und es bedarf einer detaillierten Risikoanalyse sowie einer umfangreichen Notfallplanung.

Museen in kommunaler Trägerschaft sowie auch private Sammlungen bewegen sich im Spannungsfeld eines Höchstmaßes an Sicherheit, akzeptablen Kosten und einer uneingeschränkten Präsentation Ihrer Exponate. Es muss also nicht nur auf den Schutz der Besucher und Mitarbeiter großen Wert gelegt werden, sondern auch die Gebäude selbst. Besonders historische Objekte gilt es vor Gefahren zu schützen. Ein integriertes Sicherheitskonzept stellt deshalb hohe Anforderungen an die Betreiber der Ausstellungshäuser.

Das grüne Museum ist die einzigartige Plattform um Personen aus Museen, Archiven und Depots mit den Planern, Architekten, der Industrie und der Wissenschaft und Forschung an einen Tisch zum Erfahrungsaustausch zu bringen. 2021 kamen wieder zahlreiche Teilnehmer auf die Veranstaltungsreihe Das grüne Museum digital zusammen, um sich über die aktuellen Themen, die neuesten Ansätze und Lösungen aus der Museumspraxis zu informieren. Auch die Themen Arbeitsschutz, Schadstoffe und Hilfestellungen für die Prävention spielten in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle und wurden von den Experten ausgiebig diskutiert.

 

Wenn ein Mensch sein Gedächtnis verliert, was wir oft bei Alzheimerpatienten erleben, wird er orientierungslos und findet sich nicht mehr in der Welt zurecht. Genauso muss man das mit dem Kulturerbe sehen: Unser kulturelles Erbe ist das Gedächtnis der Menschheit. Wenn wir das verlieren, verlieren wir unsere Orientierung.
– Dr. Johanna Leissner

 

Resilienz des kulturellen Erbes im Klimawandel

Auf Dauer ist der Erhalt unseres kulturellen Erbes nicht leistbar“, ist Fraunhofer-Forscherin Dr. Johanna Leissner überzeugt – denn die Schäden aufgrund von Extremwetterereignissen nehmen massiv zu.
Wie können Kulturgüter in Deutschland vor den Folgen des Klimawandels geschützt werden? Es gibt zahlreiche Forschungsprojekte der Fraunhofer-Gesellschaft, die die Antworten finden möchten, um historische Gebäude wie Kirchen, historische Parks oder Museen und Archive zu sichern und zu bewahren.

Um auch eine andere Sicht zu gewinnen, waren zu allen drei Terminen Experten vom LKA Sachsen, Nordrhein-Westfalen und Bayern eingeladen, die dargestellt haben, welche Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten bei der Sicherung von Museen und Ausstellungsräumen bestehen und wie die Polizei die Museumsbetreiber unterstützen kann.

 

KIKu –Künstliche Intelligenz und Kulturgüterschutz

Das Thema Digitalisierung ist auch im musealen Bereich aktuell. Prof. Dr. Martin Steinebach (Abteilungsleiter Multimedia Sicherheit und IT-Forensik, Fraunhofer SIT Darmstadt) stellte KIKu vor. Es steht für “Künstliche Intelligenz für den Kulturgutschutz”. Das Vorhaben wird von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aus Mitteln der nationalen KI-Strategie der Bundesregierung gefördert. Das Ziel von KIKu ist es, Antiken, die durch Raubgrabungen geborgen wurden und nun verkauft werden sollen, erkennen zu können.

 

Anschauliche Beispiele kamen auch aus der direkten Praxis

Die Vitrine im Museum – Vom „Museums-Schrank“ zum „Reinraum-Tresor“

Was kennzeichnet eine „gute“ Vitrine? Michael Mäder zeigte auf, welche zum Teil konkurrierenden Anforderungen an die moderne Museumsvitrine gestellt werden. Einerseits soll sie die ausgestellten Objekte effektvoll präsentieren und ihre Geschichten vermitteln, ihnen aber andererseits auch einen sicheren Schutz vor Vandalismus oder Diebstahl bieten. Weiterhin muss die Vitrine aber auch alle konservatorischen Anforderungen erfüllen, um Veränderungen oder Schäden an den Objekten zu verhindern.
Details und Hintergründe für den Neubau des Kölner Stadtarchivs und Rheinischen Bildarchivs, erfuhren wir vom Teamleiter des Bauprojektmanagements der Gebäudewirtschaft der Stadt Köln persönlich. Wie sieht es mit der Technik und Sicherheit im Neubau aus? Was sind die Eckdaten und die bauliche Realisiserung? Werner Engels klärte auf.
Auch das Bayerische Nationalmuseum war mit dabei. Wie dort die Notfallplanunng für Kunst und Kulturgut erarbeitet und umgesetzt wird, erfuhren wir von Marcus Herdin (Bayerisches Nationalmuseum).
Sehr oft werden gute Sicherheitskonzepte von Sachverständigen entworfen, die dann aber im täglichen Museumsalltag nicht umgesetzt werden. Andreas Nabrotzky hat wichtige Faktoren aufgezeigt, mit denen die Alltagstauglichkeit von Sicherheitskonzepten geprüft und ihre Anwendung geübt werden kann und somit für die Sicherheit in einem Museum wichtig sind.

 

Wir bedanken uns für die Expertise bei allen Referent:innen:

  • Dr. Johanna Leissner, Scientific Representative for Fraunhofer, IAP, IBP, ICT, IGB, ISC & MOEZ, German Research, Alliance Cultural Heritage, Fraunhofer Sustainability Network, EU Büro Brüssel
  • Dirk Möller, Leiter des Sachgebietes polizeiliche Beratung/Opferschutz der Zentralstelle für polizeiliche Prävention im Landeskriminalamt Sachsen
  • Ingo Hartmann, Geschäftsführer, Dresdner Wach- und Sicherungsinstitut GmbH
  • Prof. Dr. Martin Steinebach, Abteilungsleiter Multimedia Sicherheit und IT-Forensik, Fraunhofer SIT Darmstadt
  • Thomas Knippschild, Dipl.-Bauing. (FH); Produktmanager, DEKRA Automobil GmbH, Fachbereich Mensch und Gesundheit
  • Michael Mäder, wiss. Mitarbeiter, Abt. Forschung und wiss. Kooperation, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
  • Alexander Düffort, Leiter Konstruktion, Vitrinen- und Glasbau REIER GmbH
  • Simon Kirnberger, Sicherheitsingenieur bei der Landeshauptstadt München
  • Prof. Dr. Stefan Simon, Rathgen-Forschungslabor, Staatliche Museen zu Berlin, Stiftung Preußischer Kulturbesitz
  • Colin B. Nierenz, Kriminaldirektor beim LKA NRW, Leiter Dezernat 31, LKA NRW
  • Hans Hülsbeck, Kriminalprävention / Opferschutz, LKA NRW
  • Andreas Nabrotzky, Leiter Infrastruktur und Technik, Geschäftsführer der Ehrenhof Service-Gesellschaft, Fachplaner Brandschutz
  • Werner Engels, Bauprojektmanagement, Teamleiter, Gebäudewirtschaft der Stadt Köln
  • Maruchi Yoshida, Dipl.-Restauratorin Univ. und Sicherheitsingenieurin
  • Johann Pfaffenzeller, Kriminalhauptkommissar, Bayerisches Landeskriminalamt
  • Marcus Herdin, Dipl.-Rest. Univ., Zuständiger für Fragen der Präventiven Konservierung und Baubetreuung, Bayerisches Nationalmuseum

 

Wir bedanken uns auch ganz herzlich bei allen Teilnehmer:innen, die regen Diskussionen und auch Anregungen und aktuellen Thematiken. Das Thema Sicherheit und Schadenverhütung in Museen, Depots und Archiven ist aktueller denn je. „Ich bin seit einiger Zeit u. a. mit der Notfall-/Sicherheitsplanung für unser Haus zugange und konnte so die Informationen gut gebrauchen“, so eine Teilnehmerin.

„Die Vielzahl der Fälle, Sicherheit und Schadenverhütung im Bereich Museen, Depots und Archive führt immer wieder zu regem Austausch unter den Verantwortlichen“, so Bernhard Klier, Geschäftsführender Gesellschafter bei Neue DEUTSCHE KONGRESS GmbH, „sodass wir weitere Beispiele in den nächsten Jahren besprechen und vorstellen werden!“ Aufgrund der großen Nachfrage sind die Termine für Herbst 2022 schon in Planung. Seien Sie nächstes Jahr auf der Veranstaltungsreihe Das grüne Museum mit dabei!