Finanzwesen

Autozulieferer Borgers ist insolvent

Borgers war schon seit Jahren in der Krise. Nun hat der 1866 gegründete Autozulieferer Insolvenz beantragt. Der Insolvenzverwalter trägt einen bekannten Namen.

 

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Das Bocholter Traditionsunternehmen Borgers mit 19 Standorten weltweit hat für die Borgers SE & Co. KGaA und Johann Borgers in Bocholt sowie für Borgers Süd mit Sitz in Krumbach und Johann Borgers Berlin Insolvenzanträge gestellt. Das geht aus Angaben des Amtsgerichts Bielefeld hervor. Eine Anfrage von FINANCE ließ das Unternehmen zunächst unbeantwortet, nahm aber am Folgetag in einer Pressemitteilung Stellung. Details zur Pressemitteilung vom 18. Oktober finden sich in der Infobox unter diesem Text.

Borgers fertigt textile Innenausstattungen für Autos an und beschäftigt mehr als 6.000 Mitarbeitende weltweit. Seit der Gründung im Jahre 1866 hat Borgers seinen Firmensitz im westfälischen Bocholt. Hier befinden sich neben dem Hauptwerk mit der Konzernverwaltung die Forschungs- und Entwicklungsabteilung.

Am Standort Berlin liegt der Schwerpunkt auf der Produktion von Trägerteilen für Hutablagen, Sitzlehnenverkleidungen sowie weiteren Interieur-Verkleidungs- und Dämpfungsteilen. Borgers Süd in Krumbach fertigt Folien und Kabinenauskleidungen für Lkw aus Faserwerkstoffen. Borgers beschäftigt in Bocholt insgesamt 827 Mitarbeitende, in Berlin 290 und in Krumbach 258. Hinzu kommen bundesweit 476 Mitarbeitende in Ellzee und 49 Holzgerlingen.

Frank Kebekus wird Insolvenzverwalter von Borgers

Die Düsseldorfer Kanzlei McDermott Will & Emery Steuerberater betreut alle vier Unternehmen, für die Insolvenzanträge gestellt wurden. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wird der Düsseldorfer Rechtsanwalt Frank Kebekus bestellt, der bereits Galeria Kaufhof betreut hat.

Borgers steckt bereits seit geraumer Zeit in einer Krise, die 2018 ihren Lauf genommen hat. Lange Zeit funktionierte das Geschäftsmodell des Automobilzulieferers, auch weil es nicht vom Umstieg auf E-Antriebe betroffen war. 2017 setzte das Unternehmen noch 902 Millionen Euro um, im Jahr 2020 waren es nur noch 660 Millionen Euro. Auch die Mitarbeiterzahl ist in demselben Zeitraum gesunken, von 7.610 auf 6.166. Im Jahr 2018 brannte es „lichterloh“, wie es der damalige Chief Restructuring Officer Ralf Schmitz in einem Interview mit FINANCE ausdrückte.

Borgers hatte demnach auch einige hausgemachte Probleme. Unter anderem hatte das Unternehmen wichtige Investitionen versäumt und litt in bestimmten Regionen unter einem Mitarbeiterexodus. Auch die Finanzierungsstruktur war damals bereits schwierig, das Unternehmen verfügte über eine Vielzahl von bilateralen Finanzierungszusagen. Der Konzern hatte schließlich umfassende Sanierungs- und Restrukturierungsmaßnahmen beschlossen. Ob die Krise damit abgewendet sei, konnte Schmitz im Gespräch 2019 nicht abschließend bewerten.

Borgers war 2021 vorsichtig optimistisch

Im August 2021 ordnete das Unternehmen seine Kreditlinien neu, wozu auch ein Corona-Darlehen zählte. Im jüngsten veröffentlichen Geschäftsbericht von 2020 (die Feststellung des Abschlusses erfolgte im November 2021) sprach Borgers weiterhin von einer „anhaltenden angespannten wirtschaftlichen Situation“. Ende Juli 2021 habe das Beratungshaus Roland Berger aber die Sanierungsfähigkeit der Borgers Gruppe positiv bestätigt.

Der Vorstand sehe „derzeit keine Anzeichen dafür, dass die geplanten Maßnahmen des Restrukturierungs- und Sanierungskonzepts nicht erfolgreich umgesetzt werden können“, hieß es weiter. Trotzdem stellt er bereits 2021 fest: „Sollten einzelne Restrukturierungsmaßnahmen nicht planmäßig oder nicht mit den erwarteten Liquiditäts- und Ertragssteigerungseffekten umgesetzt werden können, ist der Fortbestand des Borgers-Konzern und der Borgers SE und Co. KGaA insgesamt gefährdet.“

Der Vorstand wird heute von Jürgen Otto als CEO und Matthias Häberle als CFO geleitet. Im Juni 2022 hatte Borgers seine Maschinenbau-Sparte für 45 Millionen US-Dollar verkauft, auch die Automotive-Sparte wollte der Konzern veräußern.

 

 

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