Kultur

Vermittlung heute. Museumsvermittlung 2024 – Der Rückblick

Am 5. März 2024 fand im Historischen Museum Frankfurt die Auftaktveranstaltung Vermittlung heute. Museumsvermittlung zwischen Inklusion, Partizipation und Teilhabe im Rahmen der Reihe Das grüne Museum statt. Diese Veranstaltung, die zum ersten Mal in diesem Rahmen organisiert wurde, stieß auf reges Interesse: Über 80 Teilnehmer*innen aus den Bereichen Museumsarbeit, Bildung und Kulturvermittlung fanden sich ein, um gemeinsam über die Herausforderungen und Möglichkeiten moderner Museumsvermittlung zu diskutieren. Hier haben wir für Sie unsere persönlichen Highlights zusammengefasst.

 

 

„Ein Museum, das Teilhabe ermöglicht, ist kein statischer Ort der Wissensvermittlung, sondern ein lebendiger Raum des Austauschs.“ Nina Simon, Museumsinnovatorin


Die Veranstaltung war nicht nur eine erfolgreiche Premiere, sondern ein eindrucksvolles Bekenntnis zur Relevanz und Aktualität dieser essenziellen Themen. Die Atmosphäre war von Neugier und Inspiration durchzogen, als die Teilnehmenden in einen lebendigen und internationalen Austausch traten. Es war ein Tag, an dem Wissen geteilt, Ideen geboren und Grenzen überschritten wurden. Die Vorträge der Referent:innen glänzten durch ihre Vielfalt und Tiefe und bildeten ein beeindruckendes Mosaik an Perspektiven, das den Weg zu einer neuen Art der Museumsvermittlung ebnete.

Im Mittelpunkt der Diskussionen stand die Frage, wie Museen heute als inklusivere, partizipativere und zugänglichere Institutionen gestaltet werden können. Die Teilnehmenden beschäftigten sich intensiv mit der Rolle von Museen als Orte der Begegnung, des Austauschs und des Lernens für alle Gesellschaftsschichten. Dabei wurde deutlich, dass Vermittlung weit über traditionelle Ansätze hinausgeht und innovative, zukunftsorientierte Modelle gefragt sind, die Menschen aktiv einbeziehen.

 

 

Hochkarätige Vorträge und Impulse

Der Tag war gespickt mit einer Vielzahl von Vorträgen und praxisnahen Beispielen, die das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchteten. Den Auftakt gestaltete Prof. Dr. Peter J. Schneemann von der Universität Bern. Er betonte in seiner Einführung, dass die Bedeutung von Museumsvermittlung vor allem in ihrer Fähigkeit liegt, neue Denkansätze zu fördern. Er hob hervor, dass Museen heute mehr als reine Ausstellungsorte sind – sie haben die Verantwortung, gesellschaftliche Diskurse anzustoßen und Raum für inklusiven Austausch zu schaffen. Mit der Frage, wie Museumsinstitutionen in einer sich wandelnden Gesellschaft neu gedacht werden können, setzte er den Rahmen für die anschließenden Vorträge.

 


„Museum neu denken“ – Zwischen Teilhabe und Teilgabe

Anja Zenner, Gleichstellungsbeauftragte der Staatlichen Museen zu Berlin, fokussierte in ihrem Beitrag auf die institutionellen Herausforderungen, denen Museen gegenüberstehen. Sie beleuchtete insbesondere die Aspekte der Diversität und Partizipation und stellte fest, dass echte Kollaboration nur dann gelingen kann, wenn Museen sich von ihren starren, oft unterfinanzierten Strukturen lösen. Sie plädierte dafür, dass Museen sich in ihren internen Abläufen weiterentwickeln müssen, um zukunftsfähig zu bleiben und neue Zielgruppen anzusprechen.

Prof. Dr. Barbara Welzel von der TU Dortmund beleuchtete in ihrem Vortrag die Bedeutung von Teilhabe als Menschenrecht. Sie hob das Spannungsfeld zwischen Expert:innen und Partizipation hervor, welches in vielen Museen immer noch ein kontroverses Thema darstellt. Welzel betonte, dass Museen sich aktiv den gesellschaftlichen Debatten stellen müssen und eine stärkere Öffnung gegenüber kontroversen Themen notwendig ist, um eine authentische Vermittlung zu gewährleisten.

 

Einen spannenden Blick auf die verschiedenen Vermittlungswege bot Dr. Annabelle Hornung, Direktorin des Museums für Kommunikation Nürnberg. Sie stellte innovative Ansätze der Besucherbindung vor, die digitale, hybride und analoge Prozesse vereinen. Besonders hervorzuheben war ihre Betonung auf das „Wohlfühlen“ der Besuchenden im Museum, was durch authentische und kollaborative Vermittlung erreicht werden kann. Ihre Beispiele aus der Praxis zeigten auf, wie Museen Ängste überwinden können, indem sie ihre Deutungshoheit teilen.

 

Die essentielle Rolle der Dienstleister

Liz Müller von der molitor GmbH stellte in ihrem Vortrag die Bedeutung von multisensorischen Erlebnissen in der Museumspädagogik in den Vordergrund. Ihr Ansatz, mit allen Sinnen zu arbeiten, überzeugte das Publikum durch seine Praxisnähe und Anschaulichkeit. Dennis Willkommen von der KULDIG GmbH führte die Teilnehmer:innen in die Welt der digitalen Vermittlung ein. Am Beispiel der Entwicklung einer Museums-App zeigte er, wie Besucher:innen aktiv in den Entwicklungsprozess eingebunden werden können.

 


Inspiration über Grenzen hinweg:
Von „Learning Programs“ bis „Audience Engagement“

Einen internationalen Blickwinkel brachte Eda Göknar, Managerin des İKSV Alt Kat in Istanbul, ein. Sie stellte verschiedene Lernprogramme vor, die auf Inklusivität und interaktives Lernen setzen. Ihre Beispiele aus der Praxis zeigten, wie digitale Plattformen zur Förderung von Kunstvermittlung und kultureller Teilhabe genutzt werden können. Sie betonte, dass der Wissensaustausch auf Augenhöhe ein zentraler Bestandteil moderner Kunstvermittlung sein sollte.

Wencke Maderbacher vom Moesgaard Museum in Dänemark präsentierte unter dem Titel „Audience Engagement – Audience Enjoyment“ überraschende und sinnliche Ausstellungskonzepte, die Besucher:innen aktiv einbinden. Ihre Praxisbeispiele, die auch Ecken und Kanten besitzen, unterstrichen die Wichtigkeit von Mut und Innovation in der Museumsvermittlung.

 

„Susanna & Du“ – Der krönende Abschluss

Den Abschluss bildete der Beitrag von Dr. Stephanie Sonntag vom Wallraf-Richartz-Museum in Köln, die das Projekt „Susanna & Du“ vorstellte, bei dem Jugendliche als Kurator:innen agierten. Das Projekt, das auf der Altmeisterausstellung „Susanna. Bilder einer Frau vom Mittelalter bis MeToo“ basiert, öffnete neue Wege der Interaktion und der Mitbestimmung durch die jüngere Generation. Es zeigte eindrucksvoll, wie partizipative Ansätze im Museum innovative und nachhaltige Wirkung erzielen können.


„Die Veranstaltung „Museumsvermittlung heute“ war ein herausragendes Ereignis, das den Puls der Zeit spürbar machte. Die Teilnehmenden gingen nicht nur mit frischem Wissen, sondern auch mit einem Gefühl der Aufbruchsstimmung nach Hause. Museen können und sollten als Orte der Inklusion und Partizipation gestaltet werden, und die Impulse dieser Veranstaltung werden noch lange nachwirken. Es war ein Tag, an dem Visionen geformt und die Weichen für eine lebendige, dynamische Museumslandschaft gestellt wurden. In dieser Atmosphäre der Begeisterung und des Engagements war klar: Die Zukunft der Museumsvermittlung ist vielversprechend und voller Möglichkeiten! Hier setzen wir den nächsten Schritt und kreieren eine Plattform – einen Raum, in dem jeder und jede herzlich willkommen ist.“

– DEUTSCHE KONGRESS

 

 


Fazit und Ausblick

Die Veranstaltung war ein voller Erfolg. Die Teilnehmer*innen betonten den wertvollen fachlichen Austausch und die vielen neuen Impulse, die sie aus den Vorträgen und Diskussionen mitnehmen konnten. Besonders positiv wurde die Vielfalt der Themen und Referent:innen bewertet, die sowohl theoretische Konzepte als auch praktische Ansätze präsentierten.

Die Auftaktveranstaltung Museumsvermittlung heute hat deutlich gemacht, dass Museen als Orte der Inklusion und Teilhabe eine zentrale Rolle in der gesellschaftlichen Entwicklung spielen können. Mit der neuen Veranstaltung wird DEUTSCHE KONGRESS auch in Zukunft eine Plattform bieten, auf der Akteur*innen aus Kultur, Bildung und Gesellschaft über diese wichtigen Themen in den Dialog treten können. Dieses zukunftsorientierte Thema wird in den Fokus gerückt und als Plattform für den interdisziplinären Austausch etabliert.

Der nächste Termin steht schon fest und wird erneut nationale und internationale Praxisbeispiele sowie innovative Lösungsansätze vorstellen. Wir freuen uns darauf, den Austausch fortzusetzen und gemeinsam an einer zukunftsfähigen Museumslandschaft zu arbeiten.

 

Save the Date: 11.03.2025 in Frankfurt  >>