„PIM ist das neue Verkaufsgespräch“ – Patrick Bartl von Ravensburger über Datenstrategie & KI

Interview anlässlich der PROKOM Data Days 2025.

Wie verändert sich der Stellenwert von Produktinformationen im digitalen Handel? Welche Rolle spielt eine durchdachte PIM-Strategie für Kundenerlebnis und Unternehmenserfolg? Und wie hilft Künstliche Intelligenz, den steigenden Anforderungen gerecht zu werden?
Im Interview gibt Patrick Bartl, Head of Data and Platform Management bei der Ravensburger AG, exklusive Einblicke in seine Arbeit – und zeigt, warum Product Information Management (PIM) heute weit mehr ist als nur eine IT-Frage.

Über Patrick Bartl und die Ravensburger AG

Patrick Bartl ist seit fast zehn Jahren bei der Ravensburger AG tätig. Seine Wurzeln im E-Commerce und seine umfassende Praxiserfahrung im Datenmanagement machen ihn zu einem gefragten Experten. 2019 implementierte er ein zentrales PIM-System für die gesamte Ravensburger Gruppe. Heute verantwortet seine Abteilung die Verwaltung von Software- und Schnittstellenlösungen, die zentrale Datenpflege sowie die Prozesse rund um Master Data Management (MDM) und Product Lifecycle Management (PLM). Auf den PROKOM Data Days teilt er seine Erfahrungen rund um Datenstrategie, Prozesseffizienz und technologischen Wandel.

Interview mit Patrick Bartl

Herr Bartl, wie sieht die optimale PIM-Strategie aus?

Jede Strategie braucht zunächst einmal eine klare strategische Grundlage. Das bedeutet: Bevor man mit der Umsetzung beginnt, sollte man sich bewusst machen, welche internen und externen Einflussfaktoren auf die Strategie wirken – und diese gezielt einbeziehen. Ebenso wichtig ist es, die Strategie regelmäßig zu überprüfen und an veränderte Rahmenbedingungen anzupassen. Ein häufiger Fehler besteht darin, PIM ausschließlich als Softwarelösung zu betrachten. Dabei ist die Software nur so gut wie die dahinterliegenden Prozesse, die Governance-Strukturen, die beteiligten Menschen und die gelebte Datenkultur.

Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Vorteile eines Product Information Management (PIM)-Systems für Unternehmen?

Der größte Vorteil ist die Schaffung eines „Single Point of Truth“ – also einer zentralen, konsistenten und transparenten Datenquelle. Dadurch wird eine internationale Datenkonsistenz ermöglicht, die alle Beteiligten auf einer Plattform zusammenführt und die Zusammenarbeit strukturiert. Die so gepflegten Daten lassen sich dann über moderne Schnittstellen effizient an Drittsysteme ausspielen. Dabei wird häufig vergessen, dass ein gutes PIM-System nicht nur den externen Nutzen steigert, sondern auch den internen. Denn auch unsere Mitarbeitenden sind Datenkonsumenten: Sie greifen für Verkaufsgespräche auf Daten zurück, benötigen Informationen in ihren Systemen (z. B. im B2B-CRM) oder erstellen interne Präsentationen mit produktbezogenem Content.

Was sehen Sie als Ihre größte Herausforderung beim Thema PIM?

Die größte Herausforderung liegt in der Kombination aus sauberen, effizienten Prozessen und einem modernen Tool, das sich kontinuierlich weiterentwickelt. Nur wenn beides miteinander harmoniert, kann PIM langfristig erfolgreich funktionieren.

Welche Kanäle nutzen Ihre Kunden typischerweise, um sich über Ihre Produkte zu informieren?

Heutzutage nutzen unsere Kunden im Grunde alle verfügbaren Kanäle. Dabei ist wichtig zu erwähnen, dass wir sowohl im B2B- als auch im B2C-Bereich tätig sind. Das bedeutet: Wir müssen sicherstellen, dass sich unsere B2B-Kunden auf ihren spezifischen Kanälen mit ihren individuellen Anforderungen genauso gut informieren können wie unsere B2C-Kunden.

Welche Rolle spielt PIM bei der Verbesserung der Kundenerfahrung und wie können Unternehmen dies effektiv nutzen?

Unsere Produktdaten führen heute das Verkaufsgespräch. Was früher ein Verkäufer im stationären Handel übernahm – also die Erklärung von Produktdetails, Vorteilen und Funktionen – muss heute durch die Qualität unserer Daten abgebildet werden. Je besser und vollständiger die Produktinformationen, desto überzeugender das digitale Verkaufsgespräch – und desto wahrscheinlicher der Kaufabschluss. Gerade bei erklärungsbedürftigen Produkten wie Spielen oder Büchern spielt das eine große Rolle. Wichtig ist dabei: Dieses Verkaufsgespräch ist einseitig. Der Kunde kann keine Rückfragen stellen, die wir spontan beantworten könnten. Daher muss unser Content so gut sein, dass er alle potenziellen Fragen vorweg beantwortet. Kundenrezensionen sind dabei eine wertvolle Quelle, um die Inhalte gezielt weiterzuentwickeln.

Wie sehen Sie die Rolle von Product Information Management (PIM) im E-Commerce und wie hat sich diese Rolle in den letzten Jahren verändert?

Die Rolle von PIM im E-Commerce hat sich in den letzten Jahren grundlegend verändert – nicht zuletzt durch die Covid-Pandemie. Selbst der letzte stationäre Händler hat inzwischen erkannt, wie entscheidend hochwertige und vollständige Produktdaten sind. Große Handelspartner, aber auch unser eigener E-Commerce, fordern heute deutlich mehr Informationen. Sie sind zu echten „Datenkraken“ geworden. Ohne ein modernes, leistungsfähiges PIM-System lassen sich diese Anforderungen kaum mehr bewältigen.

Was kann KI tun, um für Ihr Geschäft erfolgreich zu sein?

Künstliche Intelligenz bietet enormes Potenzial – sowohl zur Effizienzsteigerung in der Content-Erstellung als auch zur Optimierung der Datenqualität. Bei über 3.500 Produktneuheiten pro Jahr stehen wir vor der Herausforderung, große Mengen an Informationen in mehreren Sprachen zu erzeugen. Hier kann KI helfen, Texte automatisiert und qualitativ hochwertig zu erstellen. Darüber hinaus unterstützt KI dabei, die Daten laufend zu aktualisieren – etwa im Hinblick auf saisonale Anlässe wie Weihnachten oder Ostern. So bleibt unser Content stets relevant und aktuell.

Vielen Dank, Herr Bartl. Wir freuen auf weitere Details von Ihnen auf den PROKOM Data Days!

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Patrick Bartl ist Speaker auf den PROKOM Data Days, dem führenden Fachkongress für PIM, Produkt- und Omnichannel-Kommunikation sowie Customer Experience Management. Sichern Sie sich jetzt Ihr Ticket und erfahren Sie, wie Sie Ihre Datenstrategie auf das nächste Level bringen.

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