
Kunst trifft Klima: Wie das Kunstmuseum Ravensburg Maßstäbe im nachhaltigen Bauen setzt
Museen sind Gedächtnisspeicher – und ihre Gebäude zunehmend auch Gradmesser dafür, wie zukunftsfähig unser Kulturbetrieb wirklich ist. Dass anspruchsvolle Ausstellungskonzepte und konsequente Nachhaltigkeit sich nicht ausschließen, beweist das Kunstmuseum Ravensburg auf beeindruckende Weise. Der 2013 eröffnete Neubau ist nicht nur architektonisch herausragend – er war weltweit das erste Museum im zertifizierten Passivhausstandard.
Ein Pionierbau mit vielen Auszeichnungen
Das kompakte, klare Gebäude im Herzen von Ravensburg wurde nach einem Entwurf des Büros Lederer Ragnarsdóttir Oei umgesetzt und gewann 2013 den DGNB-Preis für nachhaltiges Bauen. Auch international sorgte das Projekt für Aufmerksamkeit: 2014 wurde es mit dem Passive House Award in der Kategorie „Sonderbauten“ ausgezeichnet – und später mit weiteren Architektur- und Energiepreisen.
Was dieses Museum so besonders macht: Es verbindet eine konsequent energiesparende Bauweise mit hoher architektonischer Qualität und anspruchsvollem Ausstellungsklima – ein seltener Dreiklang in der Museumswelt.
Ressourcenschonung beginnt beim Material
Die Außenhülle des Gebäudes besteht aus einer zweischaligen Konstruktion mit tragendem Beton, 24 Zentimeter starker Wärmedämmung und einer Fassade aus rezyklierten Ziegeln eines alten belgischen Klosters. Das Ergebnis ist nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern auch rückbau- und recyclingfähig – ein Statement für zirkuläres Bauen.
Auch im Inneren setzt sich der nachhaltige Anspruch fort: Die reduzierte Materialwahl, das kompakte Raumkonzept und der bewusste Verzicht auf aufwendige, energieintensive Bauelemente sorgen für ein langlebiges, wartungsarmes Haus.
Energieeffizienz, die Maßstäbe setzt
Mit einem Heizwärmebedarf von unter 15 kWh/m²a erfüllt das Kunstmuseum alle Anforderungen an den Passivhausstandard. Möglich machen das hochgedämmte Bauteile, thermisch optimierte Fassadenanker zur Reduktion von Wärmebrücken und eine Luftdichtheit der Gebäudehülle (n₅₀ = 0,3 1/h), die selbst aktuelle Standards deutlich übertrifft.
Intelligente Klimatechnik für empfindliche Kunstwerke
Neben der Gebäudehülle sorgt vor allem die ausgeklügelte Haustechnik für konstante Bedingungen im Inneren: Eine Betonkerntemperierung in Kombination mit Geothermie und einer Gas-Absorptionswärmepumpe regelt die Temperatur – auch im Sommer. Die Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung (90 %) und Feuchterückgewinnung (60 %) gewährleistet eine stabile Raumluft mit rund 22 °C und 50 % Luftfeuchte – ideal für die Präsentation und den Erhalt sensibler Exponate.
Vorbild für ein neues Museumsverständnis
Das Kunstmuseum Ravensburg zeigt exemplarisch, wie sich museale Nutzung und klimagerechtes Bauen verbinden lassen. Es beweist: Nachhaltigkeit ist kein technischer Kompromiss, sondern ein kultureller Anspruch – und kann zur gestalterischen Qualität eines Hauses entscheidend beitragen.
In Zeiten wachsender Energiepreise, Klimaanpassungspflichten und gesellschaftlicher Transformation wird dieses Projekt zum Vorbild für kommende Museumsbauten – in Deutschland und darüber hinaus.
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Quellenangaben:
- Passive House Institute: www.passivehouse.com
- Menerga Lüftungstechnik: www.menerga.com
- ERCO Lichttechnik: www.erco.com
- Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB): www.dgnb.de
- Architect Magazine: www.architectmagazine.com
- Metalocus: www.metalocus.es