IT, Marketing, Produktkommunikation

„Datenkultur ist keine Technologie – sie ist gelebtes Verständnis“

Interview mit Karoline Jackstien, Director Material Master Data Governance bei Nordex Energy SE & Co. KG.

 

Daten sind das Rückgrat jeder digitalen Transformation – doch was macht gute Stammdaten wirklich aus, und wie entsteht eine nachhaltige Datenkultur im Unternehmen? Im Vorfeld des Stammdaten Forums 2025 haben wir mit Karoline Jackstien, Director Material Master Data Governance bei Nordex Energy SE & Co. KG, gesprochen. Sie gibt spannende Einblicke in die Rolle von Materialstammdaten, die Herausforderungen internationaler Datenprozesse und die Bedeutung einer ganzheitlichen Datenkultur für den Erfolg von Digitalisierungsstrategien.

 

Über Nordex Energy SE & Co. KG
Die Nordex Group zählt zu den weltweit führenden Anbietern von Windenergieanlagen. Das Unternehmen entwickelt, produziert und installiert hochmoderne Onshore-Windturbinen für nahezu alle geographischen und klimatischen Bedingungen. Mit über 9.000 Mitarbeitenden und Standorten auf der ganzen Welt steht Nordex für nachhaltige Energieerzeugung, technische Innovation und effiziente Prozesse. Im Zentrum dieser Prozesse stehen hochwertige Materialstammdaten – sie bilden die Basis für Entwicklung, Einkauf, Produktion und Service der Windkraftanlagen.

 

Über Karoline Jackstien
Als Director Material Master Data Governance verantwortet Karoline Jackstien die Governance der Materialstammdaten innerhalb der Nordex Group. Ihr Aufgabenfeld umfasst die Gestaltung globaler Rahmenbedingungen entlang des gesamten Materiallebenszyklus – von Entwicklung, Einkauf und Finanzen über Produktion bis hin zum weltweiten Service. Neben der Governance-Struktur begleitet sie aktiv die S/4HANA-Transformation der Nordex Group und treibt den kulturellen Wandel hin zu datengetriebenem Arbeiten voran.

 

 

 

NDK: Was macht für Sie „gute“ Stammdaten aus – woran lässt sich Qualität messen?

Karoline Jackstien: Gute Stammdaten zeichnen sich für mich dadurch aus, dass unsere operativen Prozesse reibungslos und effizient ablaufen, sodass wir unseren Kunden termingerecht eine Windkraftanlage liefern, aufstellen und einsatzbereit übergeben können.


NDK: Sie leiten bei Nordex den Bereich Material Master Data Governance – was begeistert Sie persönlich an diesem Themenfeld?

Karoline Jackstien: Mich begeistert besonders die zentrale Rolle, die Materialstammdaten im Unternehmen spielen, mit dem Ziel, Materialflüsse effizient zu unterstützen. Sie durchlaufen nahezu alle Bereiche und Systeme – von der PLM- bis in die ERP-Welt. Diese bereichsübergreifende Vernetzung bietet einzigartige Einblicke in unterschiedlichste Prozesse und Arbeitsweisen. Die Komplexität und Vielseitigkeit machen die Arbeit unglaublich spannend, weil wir so einen ganzheitlichen Beitrag zu besseren Datenflüssen leisten können, die wiederum die Qualität und Effizienz unserer Warenflüsse maßgeblich verbessern.


NDK:
Viele Unternehmen sprechen von „Datenkultur“, setzen sie aber selten erfolgreich um. Was war für Sie der entscheidende Impuls, dieses Thema aktiv voranzutreiben?

Karoline Jackstien: Schon während meines Maschinenbaustudiums wurde ein humanzentrierter Ansatz für erfolgreiche Produktentwicklung gelehrt. Dieser Grundsatz lässt sich auf Datenkonzepte übertragen: Eine nachhaltige Datenkultur entsteht nicht allein durch technische Lösungen, sondern durch ein gemeinsames, gelebtes Verständnis von Daten im gesamten Unternehmen. Diese Erkenntnis war für mich der entscheidende Impuls, das Thema aktiv voranzutreiben.


NDK:
Welche Rolle spielt Stammdatenmanagement für die Digitalisierungsstrategie Ihres Unternehmens?

Karoline Jackstien: Stammdatenmanagement ist ein zentraler Baustein unserer Digitalisierungsstrategie. In den vergangenen Jahren haben wir intensiv daran gearbeitet, das Bewusstsein für qualitativ hochwertige und konsistente Stammdaten zu stärken. Mit Erfolg – doch dieser Erfolg markiert erst den Anfang. Nach der Erkenntnis folgt die Umsetzung, und wir befinden uns bereits mitten im Transformationsprozess.


NDK:
Kommunikation gilt oft als Schlüssel zum Erfolg im MDM – wie schaffen Sie es, alle relevanten Bereiche mitzunehmen?

Karoline Jackstien: Unsere Kommunikationsstrategie basiert auf zwei Säulen: Zum einen arbeiten wir eng mit den Fachbereichen zusammen – jeder Bereich ist durch einen Vertreterin in unserem wöchentlichen „Governance“-Termin eingebunden. Dort adressieren wir aktuelle Änderungen und Herausforderungen direkt. Zum anderen pflegen wir einen regelmäßigen und transparenten Austausch mit dem Top-Management, um strategische Themen frühzeitig zu erkennen und bei Bedarf schnell zu eskalieren.


NDK:
Nordex ist ein international tätiges Unternehmen mit komplexen Prozessen – welche Herausforderungen ergeben sich daraus für die Materialstammdatenpflege?

Karoline Jackstien: Eine zentrale Herausforderung liegt in den unterschiedlichen Reifegraden der Prozess- und Trainingskultur innerhalb der Fachbereiche. Diese Unterschiede wirken sich direkt auf die Qualität der Stammdaten aus.


NDK:
Ihr Vortrag beschreibt drei Hebel für eine wirksame Datenkultur: Menschen, Prozesse und Systeme. Welcher Hebel war für Sie am schwierigsten umzusetzen – und warum?

Karoline Jackstien: Alle drei Hebel sind essenziell. Jeder bringt eigene Herausforderungen mit sich und muss gleichermaßen adressiert werden. Wenn ich jedoch einen Aspekt hervorheben müsste, dann ist es bei uns vor allem der Prozesshebel, der sich als besonders anspruchsvoll erwiesen hat.


NDK:
Tools wie der Data Quality Navigator unterstützen datengetriebenes Arbeiten – was macht aus Ihrer Sicht ein gutes Tool für Stammdatenmanagement aus?

Karoline Jackstien: Ein gutes Stammdatentool überzeugt durch intuitive Bedienbarkeit über alle relevanten Datenobjekte hinweg. Nur was einfach nutzbar ist, wird auch nachhaltig eingesetzt. Entscheidend ist, dass das Tool Transparenz schafft, Messpunkte visualisiert, Ergebnisse zielgerichtet adressiert und sich nahtlos in bestehende System- und Prozesslandschaften integriert.


NDK:
Wenn Sie speziell auf die Energiebranche blicken: Welche Besonderheiten oder Herausforderungen sehen Sie dort im Stammdatenmanagement im Vergleich zu anderen Branchen?

Karoline Jackstien: Keine.


NDK:
Welche Entwicklungen im Stammdatenmanagement oder in der Datenkultur halten Sie für die nächsten fünf Jahre für besonders relevant?

Karoline Jackstien: Automatisierte und KI-gestützte Datenpflege wird in den nächsten Jahren eine zentrale Rolle spielen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Allerdings reicht Technologie allein nicht aus – entscheidend sind das Verständnis und die Akzeptanz einer gelebten Datenkultur in allen Unternehmensbereichen.


NDK:
Was waren die wichtigsten Lessons Learned aus Ihrem Pilotprojekt, die Sie anderen Unternehmen weitergeben würden?

Karoline Jackstien: Das lässt sich aktuell noch nicht abschließend beurteilen, da unser Pilotprojekt noch läuft – aber ich bringe Ihnen die Lessons Learned zum Stammdaten Forum mit, versprochen.

 

Fazit

Das Gespräch mit Karoline Jackstien zeigt eindrucksvoll, wie entscheidend Stammdatenmanagement und Datenkultur für den Erfolg der digitalen Transformation sind. Bei Nordex wird Datenqualität nicht als technisches Projekt verstanden, sondern als kulturelle und organisatorische Aufgabe, die das gesamte Unternehmen betrifft.

 

Seien Sie dabei beim Stammdaten Forum
Wer mehr über erfolgreiche Datenstrategien, moderne Governance-Modelle und praxisnahe Best Practices im Master Data Management erfahren möchte, sollte das Stammdaten Forum 2025 auf keinen Fall verpassen.
Hier treffen sich führende Expertinnen und Experten aus Industrie, Forschung und Beratung, um sich über aktuelle Trends, Herausforderungen und Lösungen rund um Stammdatenmanagement, Datenqualität, Data Governance und Datenkultur auszutauschen.

Erleben Sie inspirierende Keynotes, spannende Praxisberichte – und natürlich den Vortrag von Karoline Jackstien (Nordex Energy SE & Co. KG) live vor Ort.

 

📅 Termin: 27. – 28.11.2025 
📍 Ort: Düsseldorf

 

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